Erklärungsmöglichkeiten und Prognosen der Invasionsprozesse von Rosa rubiginosa L. und Cotoneaster franchetii Bois (Rosaceae) in Argentinien
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Bei der Untersuchung invasiver Gehölze kommt überregionalen Vergleichen auf Arealniveau besondere Bedeutung zu, da rein experimentelle Untersuchungen sehr zeitaufwändig und kaum in die Praxis übertragbar sind. Das durchgeführte Forschungsvorhaben beschäftigte sich mit der Frage, in welchem Maße die Invasionsprozesse der beiden holzigen Rosengewächse Rosa rubiginosa L. und Cotoneaster franchetii Bois in Argentinien durch Adaptation oder durch die Umwelt gesteuert werden, und verglich dazu neophytisch invasive bzw. nicht-invasive Populationen mit einheimischen Populationen in Deutschland, Spanien (R. rubiginosa) und China (C. franchetii). Vergleichende Untersuchungen zum Wuchs- und Reproduktionsverhalten zeigten größere und dichtere Populationen von R. rubiginosa und bessere Wuchsleistung für C. franchetii in den invasiven Arealen, in denen für letztgenannte auch eine Entlastung von Fraßfeinden zu verzeichnen war. Für beide Arten fanden wir keine Hinweise darauf, dass sich besonders angepasste Genotypen in Argentinien ausbreiten. Zwei molekulare Studien enthüllten sehr niedrige genetische Diversität für R. rubiginosa sowie starke genetische Ähnlichkeit zwischen den Populationen in Süd- und Zentral-Argentinien. Im Gegensatz dazu unterschied sich die genetische Diversität von eingeführten und nativen C. franchetii Populationen nicht. In beiden Fällen erlauben unsere Daten Hinweise zur Rekonstruktion der potentiellen Ausbreitungsgeschichte beider Arten. Zur Analyse der Invasibilität der Habitate wurden mittels Vegetationsaufnahmen bevorzugte Vegetationseinheiten in Argentinien identifiziert sowie durch abiotische Standortsparameter (Störungsindikatoren, edaphische/klimatische Parameter) im Heimatareal und in den Invasionsgebieten charakterisiert. Für Rosa rubiginosa stellten sich einmalige Störungsereignisse als fördernd für das Vorkommen der Art heraus, während C. franchetii vor allem auf gestörten Stellen ohne Akkumulierung organischen Materials expandiert. Aus den Daten abgeleitete Vorhersagemodelle machten deutlich, dass 36% des Untersuchungsgebietes von einer Invasion durch R. rubiginosa bedroht ist. Der wesentliche Schlüssel für den Invasionserfolg von R. rubiginosa und C. franchetii liegt zudem in den Eigenschaften der Arten: bei beiden herrscht asexuelle Vermehrung vor, beide zeigen hohe phänotypische Plastizität und die Fähigkeit, ein breites Spektrum von edaphischen und klimatischen Bedingungen zu tolerieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2010). Highly reduced genetic diversity of Rosa rubiginosa L. populations in the invasive range. International Journal of Plant Sciences 171 (4): 435-446
Zimmermann H, CM Ritz, H Hirsch, D Renison, K Wesche and I Hensen
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(2011). Habitat invasion risk assessment based on Landsat 5 data, exemplified by the shrub Rosa rubiginosa in southern Argentina. Austral Ecology 36: 870-880
Zimmermann H, H von Wehrden, M Damascos, D Bran, E Welk, D Renison and I Hensen
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(2011). Some dark sides and their addressing. In: Wild Crop relatives: Genomic & Breeding Resources. ed. C. Kole. Springer, Heidelberg, Berlin, New York, Tokyo
Zimmermann H and I Hensen
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(2011). Tracking the origin of invasive Rosa rubiginosa populations in Argentina. International Journal of Plant Sciences 172(4): 530–540
Hirsch H, Zimmermann H, CM Ritz, V Wissemann, H von Wehrden, D Renison, K Wesche, E Welk and I Hensen