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Siedlungen mit symmetrischem Grundriss als Phänomen einer komplexen Landschaftsnutzung während der Spätbronze- und Früheisenzeit im Nordkaukasus

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30695782
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während der letzten vier Jahre wurde im Nordkaukasus eine bis dahin gänzlich unbekannte Kultur des 2. Jahrtausends v. Chr. entdeckt. Dank sehr gut erhaltenen Architekturresten sind die Fundplätze dieser Kultur, Siedlungen mit einem großen Platz im Zentrum und Gebäude, die ringförmig darum angeordnet sind, sehr gut auf Luftbildern zu erkennen. Mit Hilfe moderner Fernerkundungsmethoden wurden über 250 archäologische Fundplätze mit einzigartigen Bautypen dokumentiert. Sie liegen auf einer Hochplateauzone südlich des Kurbades Kislovodsk in einer heute sehr unwirtlichen Landschaft. Es ist das erste Mal, dass eine so dichte Besiedlung im Hochgebirge umfassen erforscht werden konnte. Die Untersuchung des deutsch-russischen Forschungsprojektes war auf mehreren Ebenen angesiedelt und schloss ein breites, interdisziplinäres Spektrum an naturwissenschaftlichen Methoden ein. Im Zentrum der Untersuchung standen Fragen nach der Funktionalität dieser Siedlungen in unterschiedlichen Höhen – permanente oder saisonale Besiedlung, chronologische Unterschiede oder anderes –, die Nutzung der Landschaft und ihrer zeitliche Einordnung. Es konnte eine Entwicklung von Siedlungen von einfachen Anlagen mit kleinen Häusern hin zu den genannten Siedlungen mit Platz und symmetrischem Grundriss verfolgt werden. Über 25 Radiokarbondaten zeigen, dass diese Siedlungsentwicklung auf den Hochplateaus nicht nur um rund 500 Jahre älter ist als zunächst vermutet. Sie dauerte auch länger. Es handelt sich de facto um eine chronologisch gestaffelte Siedlungsdynamik zwischen Talregion und Gebirge. Zunächst wurden die Plateaus durch mobile, mittelbronzezeitliche Gruppen genutzt, die Mitte des 2. Jahrtausends v.Chr. dort sesshaft wurden. Später verlagerte sich die Besiedlung ins Tal, die Plateauzone fiel wüst. Ein solcher siedlungsdynamischer Prozess konnte bislang in dieser Detailschärfe in kaum einer Gebirgsregion nachgezeichnet werden. Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass es in Zukunft zu einer generellen Neubewertung der Bronzezeit im Nordkaukasus kommen wird, bei der die hier erforschte Siedlungslandschaft vermutlich den Kern bilden wird. Im Jahr 2008 war das Projekt zudem Teil einer dreiteiligen Dokumentation über die Aktivitäten der DFG in Russland. Der Dreiteiler wurde Ende 2008 vom russischen Kulturkanal TV-Kultura ausgestrahlt und soll auch in Deutschland gezeigt werden. Eine Veröffentlichung von Teilergebnissen in populärwissenschaftlichen, archäologischen Foren und Zeitschriften ist geplant.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Landschaftsarchäologie im Nordkaukasus – Erste Ergebnisse der Untersuchung der Vorgebirgslandschaft bei Kislovodsk während der Spätbronze- und frühen Eisenzeit. Eurasia Antiqua 13, 2007, 147-188
    S. Reinhold/A.B. Belinskij/D.S. Korobov
  • The Kislovodsk basin in the North Caucasian piedmonts – archaeology and GIS studies in a mountain cultural landscape. Praehistoria Alpina 42, 2007, 183-207
    S. Reinhold/D.S. Korobov
  • Novyj Tipp poselenie Kobanskoj kul’tury v okrestnostjach Kislovodska. Kratkie Soobščenija Instituta Archeologii 222, 2008, 25-38
    D.S. Korobov/S. Reinhold
  • 2009, Landšaftnaja archeologija na Severnom Kavkaze – pervye rezul’taty issledovanija predgornogo landšafta Kislovdska epochi pozdnego bronzogo – rannego železnogo veka. Materialy po Izučenio Istoriko-kul’turnogo Nasledija Severnogo Kavkaza 9, 2009,177-222
    A.B. Belinskij/D.S. Korobov/S. Reinhold
  • Zyklopische Festungen und Siedlungen mit symmetrischem Grundriss – Überlegungen zu einem überregionalen Phänomen der kaukasischen Spätbronzezeit. ‘Der Schwarzmeerraum vom Äneolithikum bis in die Früheisenzeit (5000-500 v.Chr.). Kommunikationsebenen zwischen Kaukasus und Karpaten’. Humboldt-Kolleg, Tbilisi (Rahden/Westf. : Verlag Marie Leidorf 2009) 97- 130
    S. Reinhold
  • Rund oder Eckig? Überlegungen zu prähistorischen Siedlungen mit rundem und ovalem Grundriss. In: P. Trebsche/N. Müller-Scheeßel/S. Reinhold (Hrsg.), Der gebaute Raum: Bausteine einer Architektursoziologie vormoderner Gesellschaften (Münster 2010) 213-234
    S. Reinhold
 
 

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