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Herrschaft, Macht und Solidarität - Eine Repolitisierung kommunikativer Macht

Antragstellerin Dr. Sybille de la Rosa
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Praktische Philosophie
Förderung Förderung in 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 312783968
 
Ziel des Projekts ist es im Rückgriff auf empirische Untersuchungen aufzuzeigen, dass die neuen sozialen Bewegungen, wie die Global Justice Movements oder die Indignados, welche häufig auf Praktiken der zapatistischen Bewegung in Mexiko zurückgreifen als Antwort auf gegenwärtige Herrschaftsformen zu verstehen sind, wie sie Jürgen Habermas in seiner Kolonialisierungsthese oder Wendy Brown unter dem Begriff Neoliberalismus beschreibt. Denn beide TheoretikerInnen verweisen auf die Uminterpretation von liberal-demokratischen (Selbst-)Praktiken und Institutionen hin zu neoliberalen Praktiken und Institutionen und die damit einhergehenden Exklusionseffekte, welche vor dem Hintergrund liberaler, republikanischer aber auch deliberativer Demokratieverständnisse als undemokratisch zurückgewiesen werden müssen. Neben demokratietheoretischen Reaktionen auf die Umdeutungen durch entkolonisierende Demokratietheorien in Lateinamerika und postdemokratische Theorien in Europa und den USA, zeigt sich sowohl in Lateinamerika als auch in Europa der Widerstand gegen neoliberale Interpretationen demokratischer Institutionen und Praktiken vor allem in sozialen Bewegungen. Durch das Ausweisen der Zusammenhänge zwischen neoliberalen Herrschaftsformen und den demokratischen Praktiken der sozialen Bewegungen möchte ich folglich aufzeigen, dass die am demokratischen Prinzip orientierten sozialen Bewegungen nicht zufällig zum Ort der Infragestellung und Entwicklung alternativer demokratischer Praktiken geworden sind, sondern durch ihre intensive Beschäftigung mit der Idee der Demokratie für eine notwendige Revision und Wiederbelebung des demokratischen Prinzips stehen und daher für moderne Demokratien eine konstitutive Rolle spielen. Denn während man mit Chantal Mouffe zeigen kann, wie wichtig es für den Bestand moderner Demokratien ist, dass sie latent vorhandene Konfliktlinien im Rahmen der demokratischen Spielregeln so austragen, dass sich die Bürger mit der Form der Austragung identifizieren können und die Vorrangstellung der demokratischen Ordnung nicht in Frage stellen, muss man auch mit Hannah Arendt darauf hinweisen, dass das demokratische Prinzip eben nicht nur dafür steht, dass das Spiel um die Vorrangstellung in einer Gesellschaft unter Berücksichtigung bestimmter Spielregeln abläuft, sondern auch, dass es bedeutet, dass die SpielerInnen in diesem Spiel sich als gleichwertige SpielerInnen gegenüber treten. Die neoliberale Interpretation von demokratischen Praktiken dagegen begünstigt die Entstehung von Bevölkerungsgruppen, welche vom politischen Repräsentationsprozess ausgeschlossen sind, und steht mit diesen Exklusions- und Abwertungsmechanismen dem eigentlichen demokratischen Prinzip entgegen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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