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Die Dolmen des Bas-Vivarais: Prospektion, Dokumentation und Vergleich mit der ergrabenen Dolmen-Nekropole "Bois des Géantes" in Bourg-Saint-Andéol, Dép. Ardèche

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 31312989
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Als die wichtigsten wissenschaftlichen Fortschritte betrachten wir: An erste Stelle zu setzen ist wohl die unglaubliche Vermehrung des Denkmälerbestandes. Sie entspricht grob einer Verfünffachung der ursprünglich erwarteten Zahlen. Die Belegung unserer kleinregionalen Gräberlandschaft war also sehr viel intensiver als gedacht. Indirekt folgert daraus (mit Einschränkungen), daß auch die Besiedlung erheblich intensiver und dichter war als bisher angenommen. Demnach muss auch die Population (oder der in Dolmen bestattete Ausschnitt aus ihr) sehr viel größer gewesen sein. Die Kulturschicht unter Hügel 1 kann hier eine Erklärung liefern: Die Landschaft war im Néolithique final/Chalcolithique noch nicht so devastiert und erodiert wie heute, war deutlich siedlungsgünstiger und konnte daher auch eine große Population ernähren. Zweitens sind unter konservatorischen Gesichtspunkten die negativen Ergebnisse hervorzuheben, die erschreckend hohe Zahl der sehr wahrscheinlich zerstörten Monumente. Einen erheblichen Fortschritt sehe ich darin, daß wir durch Grabung und Prospektion eine sehr große, normierte und dadurch homogene Datenmenge zusammentragen konnten. Die Datierung wohl aller Dolmen im Untersuchungsgebiet gelang zwar nicht mit hoher Präzision, da die nötigen Materialien fehlten, aber doch mit hinlänglicher Genauigkeit. Im Analogieschluß zu besser datierten Regionen kann man von einer Zeitspanne um 2700 B.C. ausgehen. Die „Groupe de Bruyère“ ist dabei als „lebende Kultur“ für die Gräber der Toten plausibel. Wichtig erscheint mir auch die auf langjähriger Erfahrung und einem Gespür für entsprechende Indizien basierende Erkenntnis, daß wohl alle heute „gut“ und „intakt“ aussehenden Dolmen dies einer „Restaurierung“ schon im 19. Jh. verdanken, in manchen Fällen nachweislich mehrfach. Und diese gut gemeinten Versuche setzen sich bis in jüngste Zeit fort: Ein Dolmen in Orgnac besaß bei einem Besuch in den 90er Jahren keine Deckplatte mehr, bei der Prospektion 2006 hatte er diese auf wundersame Weise wiedererlangt. Schließlich konnten wir während der Prospektion die bei der Grabung erkannten Kriterien zur kleinräumigen Auswahl des Bauplatzes bestätigen, ebenso die Abfolge der einzelnen Bauschritte bei den Grabkammern. Mit beiden Beobachtungen haben wir Neuland betreten. Auf Überlegungen oder Spekulationen zur astronomischen Orientierung haben wir verzichtet und halten auch das für einen Fortschritt. Zu den Überraschungen dürfte gehören, daß auch nach dem Ende der offiziellen Prospektion weitere Monumente entdeckt bzw. wiedergefunden werden konnten. Darunter so spektakuläre wie der von Barjac-La Devèze 6, der zum letzten Mal durch ein Aquarell von Leon Alègre aus dem Jahre 1856 nachgewiesen wurde und seither als zerstört galt. Zwischen allen Beteiligten besteht die stillschweigende Übereinkunft, der beste Schutz der Monumente vor Raubgräbern bestehe darin, deren genaue Lage zu verschweigen. Daher werden wir die Koordinaten auch nicht publizieren sondern nur bei den Fachbehörden hinterlegen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • À la recherche des dolmens perdus. In : Connaissez-vous un dolmen ? Festschrift für Wolfgang Pape. Freiburg – Janus-Verlag 2008, 17-33
    Gely B., Gambéria Almendra De Carvalho L., Stocchetti , S., Prud’homme F., Barth P. et Dubuloz, A.
  • Alte Gräber neu erforscht. Archäologie in Deutschland 4 / 2006, 58-61
    Hanöffner, A. u. Siftar, L.
  • Einige Aspekte der Ausgrabungen am Dolmen no 1 der Nekropole im „Bois des Géantes“ (Bourg-Saint-Andéol, Dép. Ardèche). In : Connaissez-vous un dolmen ? Festschrift für Wolfgang Pape. Freiburg – Janus-Verlag 2008, 35-46
    Hanöffner A. et Siftar L.
  • La mort à la fin de la de la préhistoire de –7000 à –1800 ans avant J.C. In : M. Rimbault (Hrsg.), De la Dent de Retz aux Gorges de l’Ardèche. Saint-Just-la-Pendue – Editions de l’Ibie 2008, 171-181
    Gely, B.
  • Le Mégalithisme en Basse-Ardèche. Approche architecturale. Dissertation Université Paul Valery – Montpellier III 2011
    Stocchetti, S.
  • Une nécropole dolménique au coeur des bois du Laoul. In: Fambon A., Maurin X., Reynaud F., Rouchouse C. (Hrsg.), Entre Rhône et rivière Ardèche : La forêt du Laoul. Ses chemins, son histoire, son économie ... de 1266 à 2012, Mémoire d'Ardèche et temps présent, 2012, 167-170
    Stocchetti, S.
 
 

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