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Skeletterkrankungen mariner Reptilien (Ichthyosaurier) aus dem Mesozoikum

Antragstellerin Dr. Erin Maxwell
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313373400
 
Paläopathologie ist die Erforschung von Krankheitserscheinungen und Verletzungen bei fossilen Organismen. Besonders spektakulär ist ihre Anwendung bei der Rekonstruktion von Palökologie, Verhalten und Ernährung mesozoischer Wirbeltiere. Die Häufigkeit von traumatischen Verletzungen bei fossilen Hartteilen kann auf Populationsebene wichtige Informationen über die Dynamik vorzeitlicher Ökosysteme geben, auch wenn die eigentliche Ursache der Verletzungen oft schwer zu rekonstruieren ist. Aufgrund des Fehlens adäquater quantitativer Studien lässt sich die Häufigkeit von Skelettpathologien im Fossilen nur schwer erklären und eindeutige Hypothesen sind entsprechend selten. Unser aktuelles Projekt hat die ersten quantitativen Studien von Paläopathologien bei Ichthyosauriern durchgeführt, einer Gruppevon Delphin-artigen, sekundär marinen Reptilien mit berühmten Funden aus dem Unterjura der Posidonienschiefer Formation in Südwestdeutschland. Wir haben Daten der Skelettpathologien von fünf Ichthyosaurier-Gattungen dieser Zeitscheibe erfasst und kompiliert, um die Variabilität und Häufigkeit pathologischer Erscheinungen und ihrer Verteilung zu erfassen. Dabei fanden wir eine große Bandbreite von Pathologien, mit einer besonderen Häufung von Verletzungen an Schädeln, Rippen, Bauchrippen und vorderen Flossen. Pathologische Veränderungen des Skeletts kommen bei allen Arten vor. Wir haben das Verhältnis von Schäden an Skeletten während der Lebenszeit mit Körpergröße und ontogenetischem Status (juvenil vs. adult) getestet und die Ergebnisse zeigen, dass Pathologien bei adulten Tieren häufiger sind als bei juvenilen, und eher bei großen als bei kleinen Arten vorkommen. Allerdings sind unsere vorläufigen Ergebnisse nicht im Einklang mit den publizierten Daten über Skelettpathologien bei Ichthyosauriern. So ist zum Beispiel die Häufigkeit von Gelenkserkrankungen in der Fauna des Posidonienschiefers viel geringer als in anderen geologischen Einheiten, und traumatische Verletzungen von Rippen scheinen deutlich häufiger zu sein. Um diese Ergebnisse genauer zu evaluieren und sie in Zeit und Raum zu korrelieren, werden wir die Häufigkeit von Knochenpathologien in vergleichbaren Ichthyosaurier-Faunen von Mitteltrias bis Unterkreide erforschen. Wir vermuten, dass die relative Häufigkeit dieser Pathologien über den gesamten Zeitraum konstant bleibt und im wesentlichen von Körpergröße und ontogenetischem Stadium abhängt. Diese Projektverlängerung wird es ermöglichen, eine essentielle neue paläopathologische Theorie zu Erstellen, um paläobiologische Rückschlüsse aus pathologischen Erscheinungen bei fossilen Wirbeltieren zu ziehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweden
Kooperationspartner Privatdozent Dr. Benjamin Kear
 
 

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