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"Extended Synthesis" und wissenschaftliche Erklärung: Herausforderungen theoretischer Erweiterung in der modernen Biologie

Antragsteller Professor Dr. Jan Baedke
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313437351
 
Das zur Mitte des 20. Jahrhunderts etablierte Erklärungsparadigma der Biologie - die populationsgenetische, neo-darwinistische Moderne Synthese - ist jüngst in eine Krise geraten. So wird aktuell von einer zunehmenden Anzahl von Biologen eine Erweiterung der Evolutionstheorie hin zur einer stärker entwicklungsbiologisch ausgerichtete sogenannten "Extended Synthesis" eingefordert. Die Neuartigkeit dieser Theorie wird von Biologen, Wissenschaftshistorikern sowie einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Trotz dieses großen Interesses an der aktuellen Dynamik der modernen Biologie wurde bisher eine wissenschaftstheoretische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Problemen weitestgehend vernachlässigt, die eine solche theoretische Erweiterung bzw. Integration von orthodoxen und progressiven Erklärungsansätzen mit sich bringt. Sich diesen Herausforderungen zu stellen ist das zentrale Ziel des geplanten Forschungsprojektes. Dazu werden zunächst das konzeptuelle Fundament und die Standards kausaler und mechanistischer Erklärung in solchen jüngeren Forschungsfeldern der Biologie systematisch erfasst, die zunehmend als Quelle eines revolutionären Wandels der aktuellen Theorielandschaft begriffen werden, wie die Evolutionäre Entwicklungsbiologie (Evolutionary Developmental Biology), die Epigenetik sowie die Theorie der Nischenkonstruktion (Niche Construction Theory). Auf Grundlage dieser Untersuchung wird eine Reihe von bislang vernachlässigten inter- bzw. intradisziplinären Konflikten identifiziert, die einer theoretischen Integration aktuell entgegenwirken. Daran anschließend wird analysiert, anhand welcher Kriterien und in welchen Erklärungskontexten die stärker auf die Entwicklung des Organismus ausgerichtete Erweiterte Synthese besser erklärt als die neo-darwinistischen Moderne Synthese. Damit wird das geplante biophilosophische Projekt nicht nur zu einem besseren Verständnis der Vielschichtigkeit des aktuellen theoretischen Wandels in der Biologie beitragen, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge anbieten, um Herausforderungen theoretischer Integration und pluralistischer Erklärung zu bewältigen. Darüber hinaus soll es wichtige Impulse geben, zu präzisieren, welche anthropologische Bedeutung die aktuelle Erweiterung des evolutionstheoretischen Erklärungsprogramms durch solche auf ontogenetische Prozesse bzw. Organismus-Umwelt-Interaktionen fokussierte Erklärungen hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Finnland, Großbritannien, Israel, Italien, Mexiko, USA
 
 

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