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Emotionsregulation in Insomnie
Antragstellerin
Chiara Baglioni, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313499877
Insomnische Störungen (IS) gehören zu den häufigsten psychophysiologischen Erkrankungen weltweit, die Pathophysiologie ist bislang jedoch ungeklärt. Neurobiologische, behaviorale und kognitive Aspekte wurden bereits ansatzweise erforscht, während emotionale Aspekte weitgehend vernachlässigt wurden. Dies ist überraschend im Hinblick darauf, dass sich IS negativ auf die Lebensqualität auswirken und die Entwicklung von Depressionen begünstigen. Das Ziel dieses Projektes ist es zu ergründen, wie Patienten mit IS ihre Emotionen regulieren. Dies gilt insbesondere für die Kontrolle der emotionalen Reaktion auf insomnie- pezifische Stimuli. Geklärt werden soll, ob Patienten mit IS im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen (KP) dazu tendieren, als Reaktion auf insomnie-spezifische Stimuli Gefühle zu unterdrücken (UD) anstatt sie neu zu bewerten (NB). Wir gehen davon aus, dass UD zu einem erhöhten physiologischen Arousal, intensiveren negativen Emotionen und einer veränderten Mimik führt. Um diese Hypothese zu prüfen, sollen 110 Patienten mit IS ohne komorbide Erkrankungen und 110 KP rekrutiert werden, die nach einem ausführlichen Screening an 3 Studien teilnehmen. In der ersten werden emotionale und schlafbezogene Maße für eine Woche mit Hilfe eines Ecological Momentary Assessment (EMA) erhoben. Der Schlaf wird aktigraphisch und mit einer sleep diary App für iPhones gemessen. Emotionsreaktivität und Emotionsregulation werden mit einer spezifischen iPhone App an 8 zufälligen Messzeitpunkten während des Tages gemessen. Die Emotion-App wird mit einem Biosensor synchronisiert, um die EKG-Aktivität zu erfassen. Die zweite Studie wird im Labor durchgeführt, wobei Patienten mit IS und KP hinsichtlich folgender Parameter verglichen werden: a) spontane Selbstberichte zu UD und NB, b) emotionale Reaktivität als Antwort auf zwei Filme, die Traurigkeit bzw. negative Emotionen mit Bezug zum Thema Insomnien induzieren. Emotionale Reaktivität wird durch physiologische Parameter (ERPs und EKG), Selbstberichte und behaviorale Messungen (Mimik) erhoben. In der dritten Studie werden die Studienteilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils zur Hälfte aus Patienten mit IS und KP bestehen. Die Gruppen werden trainiert, entweder NB oder UD zu verwenden, wenn sie Filme beobachten, die Traurigkeit induzieren. Nach zwei Trainingssitzungen nehmen sie an einem Experiment teil, bei dem sie angehalten werden, entweder UD oder NB als Emotionsregulationsstrategie zu verwenden. Wir erhoffen uns von diesem Programm Erkenntnisse, um emotionale Aspekte von IS aufzuklären und deren Rolle für die Assoziation zwischen IS und anderen psychischen Erkrankungen zu erhellen. Zudem interessieren die klinischen Implikationen der Resultate, da sich daraus evtl. neue Ansätze zur Prävention und Behandlung von Insomnien ergeben könnten, insbesondere im Hinblick auf das Erlernen von Strategien adaptiver Emotionsregulation um der Entwicklung relevanter psychopathologischer Symptome vorzubeugen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Mitverantwortliche
Dr. Bernd Feige; Professor Dr. Dieter Riemann; Professorin Dr. Brunna Tuschen-Caffier
Kooperationspartnerin
Professorin Allison Harvey, Ph.D.