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Poetik der Miszelle. Zur Koevolution von periodischer Presse und modernem Roman

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Daniela Gretz; Professor Dr. Nicolas Pethes
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
 
Das Teilprojekt plant, die Zusammenhänge zu untersuchen, die zwischen der Ästhetik der Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts und Publikationsformen der periodischen Presse der Zeit bestehen. Dabei soll gefragt werden, welche Auswirkungen die Veröffentlichung von Zeitschriftentexten in Fortsetzungen, ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen thematischen und textsorten-spezifischen Serien sowie ihre Plazierung im Kontext unterschiedlicher Wissensdiskurse auf die Erzählstruktur fiktionaler Texte gehabt haben. Die Ausgangsvermutung ist, dass die zunehmende Präsenz von Zeitungen und Zeitschriften auf dem Massenbuchmarkt des 19. Jahrhunderts Rezeptionserwartungen ausgebildet hat, die die Übernahme bestimmter Aspekte von Zeitschriftenpublikationen (z.B. Fortsetzungsstrukturen, Aktualitätsbezug oder Interdiskursivität) in die Gestaltung von Romanen und Erzählungen zur Folge hatten. Dabei wird aber nicht davon ausgegangen, dass die Erzähl- und Romanliteratur passiv und reflexartig auf Formen der Zeitschriftenkommunikation reagiert, sondern daß beide - periodische Presse und Romanpoetik - sich wechselseitig beeinflussen, so daß man von einem Rückkopplungseffekt oder einer Koevolution sprechen kann. Die Rekonstruktion dieser Koevolution orientiert sich am Begriff der "Miszelle", die als offene, 'vermischte' und seriell angelegte Textsorte den heuristischen Ausgangspunkt für diejenigen Strukturelemente von Zeitschriftenpublikationen bilden soll, die im Zuge der Projektarbeit terminologisch weiter zu differenzieren sein werden. Methodisch wird das Teilprojekt von exemplarischen Erzähltexten ausgehen, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden, und diese auf ihre Wechselbeziehungen mit den medien-, diskurs- und gattungsspezifischen Implikationen ihres Publikationsrahmens untersuchen. In Kooperation mit weiteren Teilprojekten der Forschergruppe stehen dabei v.a. Strukturen der Serialisierung, Reflexionen auf das Journalformat sowie die Programmierung spezifischer Rezeptionshaltungen im Fokus. In einem zweiten Schritt soll dann das textuelle Umfeld der exemplarischen Erzähltexte in den jeweiligen Zeitschriften erschlossen werden, so dass neben die kanonischen Ausgangstexte ein Vergleichscorpus bislang unbekannter Zeitschriftenliteratur tritt. Auf diese Weise plant das Teilprojekt auch, herkömmlichen Rubrizierungen der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts eine medienhistorisch informierte Alternative entgegenzustellen. Das Teilprojekt leistet auf diese Weise sowohl einen Beitrag zur Ästhetik von Journalliteratur als auch zur medienhistorischen Revision von Kanonisierungsprozessen, ermöglicht anhand der Pointierung serieller und interdiskursiver Strukturelemente der Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts aber auch eine Verlängerung der Fragestellung ins 20. Jahrhundert bzw. bis hin zur Medienästhetik unserer Gegenwart.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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