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Zeit/Schrift: journalliterarische 'Chronopoetik' und Genese von Literarizität

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
 
Im Zentrum der Projektarbeit steht die für die medialen Formate Zeitschrift und Zeitung konstitutive Schnittstelle zwischen 'Zeit' und 'Schrift', die schon begrifflich Journale als spezifisch zeitgebundene und zeitbezogene Medienformate ausweist. Ausgehend von diesem für Journalpublikation produktions- und rezeptionslogisch ebenso wie distributiv fundamentalen Faktor Zeit, zielt das Teilprojekt auf solche Journale, in denen Zeit als entscheidender Verschriftungsfaktor oder gar als 'federführendes' Subjekt konzeptualisiert wird. Untersucht werden zeitungsnahe Zeitschriften, die das im Konzept 'ZeitSchrift' angelegte reflexive Potential ausagieren, sei es problematisierend als Bruchstelle, sei es affirmierend als Anschlußstelle von besonderer Sensibilität. Leitend ist die Annahme, daß dieses prinzipiell im Medienformat Journal angelegte 'Reibungspotential' von 'Zeit' und 'Schrift' dann aktualisiert wird, wenn diskontinuierliche Erfahrungen von Zeit den eingespielten Usus periodischer Fortsetzungsberichterstattung unselbst-verständlich werden lassen.In diesem Horizont begreift das Teilprojekt die deutschsprachige Journalpublikation während der Kriege gegen Napoleon 1813-15 als ein Laboratorium von Zeit/Schrift-Interaktion in einem Interim faktisch bestehender Pressefreiheit. Besonderes Augenmerk gilt Journalen, die a) innerhalb dieses Zeitraums mit ausdrücklichem Zeitbezug neu gegründet werden und dabei 'Unregelmäßigkeiten' aufweisen, die b) ihrem generischen Format nach als 'Zeitblätter' konzipiert sind, in deren Programm sich Politisch-Historisches und Militärisches mit Literarisch-Kulturellem mischt, und die c) den eigenen Journalstatus zum Thema machen. Mit dem Anspruch, repräsentative Aussagen über das generische Format 'Zeitblatt' zur Zeit der Befreiungskriege zu machen, verbindet sich der grundsätzliche Anspruch, am Extremfall paradigmatische Einsichten über die Medienformatdifferenz Journal/Buch in Hinsicht auf ihr Verhältnis zur Zeit herauszuarbeiten. Für das Gesamtprojekt der Forschergruppe grundlegendes Ziel ist somit eine 'Chrono-poetik' von Journalpublikation.Komplementär zur Untersuchungsperspektive von als 'zeitgeschrieben' sich entwerfenden Journalen her soll durchgehend auch die umgekehrte Perspektive angelegt werden: vom als 'zeitlos' konzeptualisierten Buch, vom zeitenthobenen Werk her. Diese Blickrichtung ist insofern naheliegend, als symptomatischerweise gerade diese als besonders zeitgebunden sich begreifenden 'Zeitblätter' der napoleonischen Zeit sich vielfach in Relation zum buchförmigen Werk setzen, das für noch nicht 'an der Zeit' befunden, aber als Fernziel anvisiert wird. Ein zweites grundsätzliches Erkenntnisinteresse des Teilprojekts zielt somit auf die Genese von Literarizität, die, so die Arbeitshypothese, als rezeptionskultureller Effekt im Medienformatwechsel vom Journal zum Buch zu fassen ist.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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