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Aus dem Geiste der Bewegung geboren. Moskauer Kammertheater von Aleksandr Tairov im Spannungsfeld zwischen Russland und dem Westen

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 314751540
 
Ziel des Projektes ist es, das Moskauer Kammertheater Aleksandr Tairovs (1885-1950) - eine die Theaterdiskussion im Deutschland der 1920erJahre stark anregende und als "entfesselt" gefeierte russische avantgardistische Bühne", zum ersten Mal in ihrer besonderen Form und Ästhetik zu beschreiben und zu analysieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die szenische Umsetzung von Tairovs Konzept des "synthetischen" Schauspielers, eines virtuosen Komödianten, der auf der Bühne als Tragöde, Tänzer, Akrobat, Clown und Sänger agieren kann. Da Tairov die Pantomime für die wichtigste aller Theatergattungen hielt, und da er seine Schauspieler den Balletttänzern anzugleichen suchte, deren technisches Können und körperliche Ausdruckskraft er zum Ideal erkor, soll ein besonderer Fokus der Studie auf die Körperbilder in Tairovs Inszenierungen gelegt werden. Geplant ist eine zweiteilige Studie, die zeitlich zwischen 1914 und 1949 angesiedelt ist. Im ersten Teil richtet sich das Augenmerk auf die Inszenierungen Tairovs aus dem Zeitraum zwischen dem Gründungsjahr seiner Bühne 1914 und dem Jahr 1934, in dem der "Sozialistische Realismus" in der Sowjetunion zur offiziellen Kunstdoktrin erklärt und der Kulturbetrieb "gleichgeschaltet" wird. Eine besondere Aufmerksamkeit wird dabei den drei ausgedehnten Tourneen des Kammertheaters durch Deutschland, Frankreich und andere europäische Länder 1923, 1925 und 1930, bzw. der Rezeption der Inszenierungen Tairovs im Westen geschenkt. Zum Gegenstand des zweiten Teils werden Regiearbeiten Tairovs nach 1934 bis zur Schließung des Theaters 1949. Es soll gezeigt werden, welche Wandlungen das von Tairov entwickelte Modell des "synthetischen" Schauspielers im Laufe der Zeit und unter dem Einfluss von innen- und außenpolitischen Entwicklungen erfährt. In einem diskursanalytischen Ansatz wird es darum gehen, die schauspieltheoretischen sowie körper- und raumästhetischen Ansichten Tairovs ins Verhältnis zu den Entwürfen seiner westeuropäischen und russischen Kollegen wie Georg Fuchs, Gordon Craig, Max Reinhardt, Rudolf von Laban, Vsevolod Mejerchol'd und Nikolai Evreinov zu setzen. Das Projekt will anhand umfangreicher, noch nie einer detailierten Analyse unterzogenen und in Deutschland unbekannten Archivmaterialen Ideenräume Tairovs für die Forschung und für die Theaterpraxis erschließen und das bestehende Bild der russischen Theaterlandschaft der 1920er, 1930er und 1940er Jahre erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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