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Entscheidungen und Wissen
Antragsteller
Professor Dr. Moritz Schulz
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315078566
Das Projekt 'Entscheidungen und Wissen' ist an der Schnittstelle von Erkenntnistheorie und Entscheidungstheorie angesiedelt. Ziel ist es, eine einheitliche Theorie von theoretischer und praktischer Rationalität zu entwickeln. Es nimmt dabei die jüngere Entwicklung in der Erkenntnistheorie auf, den Wissensbegriff wieder eine zentrale Rolle spielen zu lassen. Die entscheidungstheoretischen Konsequenzen dieses Ansatzes sind aber noch weitgehend unerforscht. Auf der anderen Seite besteht gegenwärtig ein neuerliches Interesse an der Entscheidungstheorie. Dies stellt ein reichhaltiges Forschungsfeld bereit, um die Wechselbeziehungen zwischen Erkenntnistheorie und Entscheidungstheorie zum beidseitigen Nutzen auszuleuchten. Das Projekt gliedert sich in acht Unterprojekte: Wissen, Unsicherheit, Glauben, Wünschen (Präferenzen), Repräsentation, Kausalität, Sprache und Rationalität. 1) Schon Platon legt im Menon nahe, dass sich der Wert von Wissen an der Güte darauf basierender Entscheidungen misst. Dabei stehen Ergebnisse, die zeigen würden, dass Wissen im Gegensatz zu bloß wahrer Meinung entscheidungsrelevante Vorteile bringt, noch immer aus. 2) Trotz seines Comebacks in der Erkenntnistheorie, ist der Wissensbegriff nicht Teil gegenwärtiger Entscheidungstheorien. Dies liegt vor allem daran, dass es noch daran mangelt, ihn mit einem passenden Begriff von epistemischer Unsicherheit zu kombinieren, der in der Entscheidungstheorie standardmäßig zum Einsatz kommt. 3) Ein weiteres Hindernis ist, dass die Entscheidungstheorie mit eher glaubensbasierten Begriffen wie subjektiver Wahrscheinlichkeit operiert. Das Projekt wird daher untersuchen, wie sich Glauben als auf Wissen hin ausgerichtet verstehen lässt. 4) Generell lassen sich Entscheidungen als Produkt von Überzeugungen und Wünschen verstehen. Allerdings sind diese zwei Komponenten nicht gänzlich unabhängig voneinander, da Wissen darüber, was gut für einen ist, die eigenen Präferenzen beeinflussen kann. Neuere Forschung zu einem strukturähnlichen Problem bei Konditionalen kann hier fruchtbar zur Anwendung kommen, um die Interdependenz von Glauben und Wünschen besser zu verstehen. 5) Des Weiteren haben sowohl Glaubenszustände als auch Wünsche einen Inhalt, der sich im Lichte neuer Informationen ändern kann. Es wird gegenwärtig intensiv diskutiert, wie sich die Dynamik von Überzeugungen und Wünschen am besten modellieren lässt. 6) Eine weitere wichtige Frage in der gegenwärtigen Diskussion bezieht sich auf das Verständnis des Konsequenz-Begriffs, der in der Entscheidungstheorie angewendet wird, um die möglichen Konsequenzen von Handlungsoptionen zu erfassen. 7) Eine genaue Untersuchen der sprachlichen Gegenstücke von entscheidungsrelevanten Begriffen verspricht zudem, ein realistischeres Bild von Entscheidungsprozessen zu gewinnen. 8) Das Projekt sieht sich dem Entwurf einer einheitlichen Theorie von Rationalität verpflichtet, in welcher der Wissensbegriff eine fundierende Stellung einnimmt.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen