Professional vision in kindergarten
General and Domain-Specific Teaching and Learning
Developmental and Educational Psychology
Final Report Abstract
Die quasi-experimentell angelegte Studie ProWaK (Professionelle Wahrnehmung in Kitas) untersuchte die Professionelle Wahrnehmung von 120 Fachkräften in KiTas und die Zusammenhänge der Professionellen Wahrnehmung mit personenbezogenen bzw. ausbildungsbezogenen Merkmalen und der Interaktionsqualität der Fachkräfte. Die Ergebnisse zeigen, dass die Berufserfahrung unabhängig von der jeweiligen Operationalisierung und Messung mit der Professionellen Wahrnehmung und mit dem Verhalten in allen CLASS-Domänen zusammenhängt. Das professionelle Wissen zeigte Zusammenhänge mit der Professionellen Wahrnehmung erfasst mit Items sowie mit dem Verhalten in der Domäne der Lernunterstützung. Die Ausbildungsstufe scheint v.a. mit den Anteilen bzw. Erfassungsmethoden der Professionellen Wahrnehmung zusammenzuhängen, bei denen das deklarative Wissen mutmaßlich eine höhere Rolle spielt (Reasoning-Komponente, Interview-Methode). Außerdem ist mit steigender Ausbildungsstufe eine höhere Qualität in der CLASS-Domäne der Lernunterstützung verbunden. Signifikante Zusammenhänge konnten in Bezug auf die berufsbezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen im Bereich der Emotionalen Unterstützung sowie mit der Organisation des Kita-Alltags mit dem spontanen Antwortmodus (Lautes Denken) der Professionellen Wahrnehmung herausgestellt werden. Bei einer höheren Orientierung an objektiven Theorien und Befunden und einer geringeren Orientierung an eigenen Subjektiven Theorien zeigte sich eine höhere Qualität der Professionellen Wahrnehmung erfasst mit Items. Zeigten die Fachkräfte eine hohe Expert/innen-Orientierung, zeigte sich eine höhere Qualität der professionelle Wahrnehmung bei höherem Wissen. Interessanterweise wurde für das Verhalten ein umgekehrter mediierender Effekt festgestellt. Hier kommt die Frage auf, ob bei hoher Expert/innen-Orientierung für das Verhalten das Wissen weniger relevant ist als bei niedriger Expert/innen-Orientierung. Es könnte möglich sein, dass bei hoher Expert/innen-Orientierung das Handeln durch erfahrungsbasierte Routinen und weniger durch das Wissen geprägt ist. Das Wissen würde damit bei einer hohen Expert/innen-Orientierung für die Professionelle Wahrnehmung eine höhere Rolle spielen, für das Handeln dagegen eine niedrigere Rolle. Von den drei CLASS-Domänen weisen die Domäne der Organisation des KiTa-Alltags und der Lernunterstützung die deutlichsten Zusammenhänge mit der Professionellen Wahrnehmung (Lautes Denken) und dem professionellen Wissen sowie den Wissensorientierungen auf. Dies zeigt, dass insbesondere die i.d.R. etwas geringere Qualität in der Lernunterstützung mit deklarativen Wissensanteilen zusammenhängen könnte. Diese Komponenten scheinen für das Verhalten in der Domäne der Emotionalen Unterstützung weniger von Bedeutung zu sein, da diese eher mit der Berufserfahrung und dem subjektiven KiTa-Ziel der sozialen Entwicklung in Zusammenhang stand. Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass professionelles Wissen, Berufserfahrung, Professionelle Wahrnehmung und Verhalten Zusammenhänge aufweisen, die teilweise wiederum von der Erhebungsmethode der Professionellen Wahrnehmung abhängen. Aufgrund des korrelativen Designs der Studie kann die Wirkrichtung nicht eindeutig geklärt werden. Aufgrund anderer Studien kann vermutet werden, dass Professionelle Wahrnehmung und Handeln eng miteinander verschränkt, und dass v.a. Verhaltensänderungen auch zu einer Veränderung in der Professionellen Wahrnehmung führen. Demnach dürfte es besonders erfolgsversprechend sein, wenn die Förderung des Wissens (z. B. über sprachliche Förderung) und die Förderung der Professionellen Wahrnehmung mit der Förderung entsprechender Verhaltensweisen eng verschränkt wird. Aus einer methodologischen Perspektive legen die Ergebnisse dieses Projekts nahe, dass mit unterschiedlichen Methoden zur Erfassung der Professionellen Wahrnehmung möglicherweise teilweise unterschiedliche kognitive Prozesse (bzw. Routinisierungsgrade) verbunden sein könnten, die mit dem Handeln entweder mehr oder weniger in Zusammenhang stehen und daher noch näher zu untersuchen sind.
Publications
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(2020). Interaktionen in Kindertageseinrichtungen gestalten – Wie hängen bereichsspezifische Selbstwirksamkeitserwartungen frühpädagogischer Fachkräfte und die Qualität ihres Interaktionsverhaltens zusammen? In D. Weltzien, H. Wadepohl, I. Nentwig-Gesemann & M. Alemzadeh (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogik XIII: Frühpädagogischen Alltag gestalten und erleben (S. 219–244). FEL Verlag
Wolstein, K., Ehm, J.-H., Peters, S. & Mischo, C.
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(2020). Lehr-Lern-Überzeugungen und Interaktionsverhalten von pädagogischen Fachkräften. In B. Bloch, L. Kluge, H. M. Trần & K. Zehbe (Hrsg.), Pädagogik der frühen Kindheit im Wandel. Gegenwärtige Herausforderungen und Wirklichkeiten in frühpädagogischen Handlungsfeldern (S. 110-129). Beltz/Juventa
Peters, S.
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(2020). Professionelle Wahrnehmung in KiTas: Erfassung, Generalisierbarkeit und Zusammenhänge. Journal for Educational Research Online JERO, 12(3), 23-49
Mischo, C., Wolstein, K., Tietze, S. & Peters, S.
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(2020). Wissen, Wissensorientierung und die Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen: Eine Analyse ihrer Zusammenhänge. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 23, S. 1227–1250
Peters, Svenja; Wolstein, Katrin; Mischo, Christoph & Ehm, Jan-Henning
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(2020). Preschool Teachers’ Self-Efficacy Beliefs and Interaction Quality in the Domain of Instructional Support – Do Professional Vision Competencies Moderate This Relation? European Early Childhood Education Research Journal, 2021, 29(3):1-16
Wolstein, Katrin; Ehm, Jan-Henning; Peters, Svenja & Mischo, Christoph
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(2020). Professionelle Wahrnehmung und Fachkraft-Kind-Interaktion von KiTa-Fachkräften. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie
Mischo, Christoph; Wolstein, Katrin & Peters, Svenja
