Detailseite
Projekt Druckansicht

Prediktives Timing in Sprachperzeption und -produktion

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2016 bis 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315230532
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Sprechen ist als grundsätzich adaptiv zu bezeichnen. Schon nach 150ms zeigen Sprecher kompensatorische Reaktionen, wenn die Artikulation durch Manipulation des auditorischen Feedbacks perturbiert wird. Sprecher fangen bereits nach wenigen Minuten einer anhaltenden Perturbation an, ihre gespeicherten sensomotorischen Pläne anzupassen, so dass artikulatorische Änderungen dann auch bei normalem Feedback weiter auftreten. Das Monitoring der Artikulation durch den Sprecher wurde bei räumlichen Aspekten der Artikulation umfangreich thematisiert (z.B hören die Vpn einen anderen als den intendierten Vokal). Das Sprechen weist aber natürlich auch eine zeitliche Struktur auf. Wie das Monitoring bei diesem Aspekt abläuft, wurde aber kaum untersucht. In diesem Projekt wurde also das Responseverhalten bei zeitlicher Perturbation des auditorischen Feedbacks untersucht; typischerweise wurde – in Echtzeit - innerhalb einer mehrsilbigen Äußerung ein Laut gedehnt und der darauffolgende komprimiert. Von besonderem Interesse war erstens, wie die systematische Variation des perturbierten Abschnitts bezüglich phonetischer und linguistischer Eigenschaften der Äußerung sich auf das Adaptationsverhalten auswirkt. Zweitens wurden Vpn rekrutiert, die eine große Spannweite bezüglich ihrer sensomotorischen Fähigkeiten abdecken, einschließlich Personen, die stottern, und Musiker. Die allgemeinen sensomotorischen Fähigkeiten der Vpn wurden mittels einer Testbatterie erfasst. Drittens haben wir begonnen, das Responseverhalten nicht nur bei Sprach- sondern auch bei Musikaufgaben zu vergleichen. Folgende Ergebnisse sind bis jetzt zu nennen: (1) ausgeprägteres Kompensationsverhalten bei Silbenonset als bei Silbenkoda, was auf eine stärkere Verformbarkeit der Koda hinweist; (2) stärkere Kompensation in betonten als unbetonten Silben (und insgesamt qualitativ unterschiedliche Responsemuster); (3) keine Hinweise dafür, dass die Perturbation zu stärkerer Kompensation führt, wenn die Perturbation mit einer lexikalischen Änderung einhergeht; (4) vorläufige Hinweise, dass bei Personen, die stottern, die Feedbackverarbeitung anders von der Silbenposition beeinflusst wird, als bei Kontrollprobanden; (5) die Beziehung zwischen Responseverhalten und den sensomotorischen Fähigkeiten der Vpn ist je nach Position der Perturbation in der Silbe unterschiedlich (Perzeption relevanter für Silbenonset, motorische Stabilität für Koda); (6) in den Musikaufgaben (kurze mehrsilbige gesungene Phrasen) war die Auswirkung einer Perturbation der rhythmischen Struktur überraschend schwach, während klare Kompensation bei einer Tonhöhenperturbation zu beobachten war. Als Fernziel sollen diese Einzelergebnisse nun in ein Gesamtverständnis des Adaptationsverhaltens integriert werden, das Perzeptionsfähigkeiten, motorische Stabilität sowie interne Modelle selbstgenerierter Fehler berücksichtigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung