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Der Preis der Arbeit: Lohnungleichheit Verstehen durch die Schätzung von Taskpreisen
Antragsteller
Professor Dr. Michael J. Böhm
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315272032
Die Medianlöhne in den meisten Industrieländern haben während der letzten Jahrzehnte stark gegenüber den Löhnen in den oberen Teilen der Einkommensverteilung abgenommen. Parallel dazu sank die Beschäftigung im mittleren Lohnsegment stetig. Dies führte zu einer intensiven Debatte darüber, ob routinisierende Technologie verantwortlich sei, weil viele Jobs mit mittlerem Einkommen von dieser automatisiert werden können. Routinisierung sagt vorher, dass, wenn die Fähigkeitsverteilung der Arbeitnehmer sich nicht ändert, mittlere Löhne auch gegenüber Niedriglöhnen fallen sollten. Mit Ausnahme der USA war dies jedoch nicht der Fall. In Europa und in Kanada fielen die unteren Löhne sogar noch stärker. Offen ist daher bislang die Frage, wie stark die Entwicklung tatsächlich vom technologischem Fortschritt beeinflusst wurde oder ob sie nicht vielmehr die Folge von politischen Entscheidungen ist, welche in den Ländern unterschiedlich getroffen wurden und umkehrbar sind. Der Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage sind Taskpreise für eine Einheit von Arbeit. Die beobachteten Lohnentwicklungen in den verschiedenen Einkommensquantilen und Tätigkeitsfeldern werden durch Kompositionseffekte verzerrt, weil sich Arbeitnehmer mit unterschiedlichen Fähigkeiten nicht gleichmäßig auf diese verteilen. Zum Beispiel: mit der zunehmenden Verwendung automatisierter Prozesse sind viele Jobs im verarbeitenden Gewerbe weggefallen. Obwohl die Preise für die ursprünglichen Tätigkeiten in der Produktion fielen, können die beobachteten Löhne im verarbeitenden Gewerbe gestiegen sein, weil die dort verbliebenen Arbeitnehmer höher qualifiziert sind. Um die Effekte des technologischen Wandels zu untersuchen, ist es deshalb notwendig, Taskpreise von Kompositionseffekten zu trennen. Das hier vorgestellte Forschungsprojekt soll eine neue Methode entwickeln, mit der Änderungen in Taskpreisen geschätzt werden können. Es wird ein kürzlich von mir abgeleitetes theoretisches Ergebnis herangezogen, welches eine Verbindung zwischen Lohnwachstum von Arbeitnehmern und ihrer Jobwahl auf der einen und Taskpreisen auf der anderen Seite herstellt. Umfangreiche Längsschnittdaten zu Arbeitnehmern und Firmen ermöglichen, diese theoretischen Überlegungen empirisch anzuwenden. Die Kombination aus neuesten theoretischen Erkenntnissen mit empirischer Evidenz wird die existierenden Schätzansätze zu Taskpreisen deutlich verbessern. Es gibt einige weitere Anwendungen der verbesserten Schätzmethode von Taskpreisen. Was sind die Gründe für die in vielen Ländern stark wachsenden Einkommen im Finanzsektor? Warum sind die Löhne in geringqualifizierten Dienstleistungsberufen gefallen, obwohl die Beschäftigung in diesem Sektor gestiegen ist? Steigen die Einkommen von Frauen gegenüber denen von Männern deshalb, weil Frauen sich eher auf Jobs spezialisiert haben, für welche die Nachfrage gestiegen ist? Die Schätzung von Taskpreisen kann und wird neue Antworten für diese und andere wichtige Fragen liefern.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Kanada
Gastgeber
Professor Thomas Lemieux, Ph.D.