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Untersuchung der Rolle des Statistischen Lernens im Zweitspracherwerb

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315280731
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Umfangreiche Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass statistisches Lernen (SL) - kurz definiert als die Erkennung von Mustern durch statistische Eigenschaften des Inputs - ein grundlegender Mechanismus ist, der wesentliche Aspekte der Wahrnehmung und des Verhaltens beeinflusst. Im Bereich des Spracherwerbs hat sich gezeigt, dass statistisches Lernen den Erwerb von Wissen über sämtliche Komponenten des Sprachsystems fördert, von der Erlangung von Sprechmerkmalen über graphotaktische und morphologische Regelmäßigkeiten geschriebener Wörter bis hin zu komplexen grammatikalischen Strukturen. Darüber hinaus gibt es zunehmend Evidenz für einen engen Zusammenhang zwischen individuellen Unterschieden in den SL-Fähigkeiten und der Variabilität beim Erlernen und Verarbeiten der Erstsprache, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Während sich diese Forschung in den letzten Jahren stark ausgeweitet hat, ist die Rolle des statistischen Lernens bei Zweitsprachenlernern (L2) jedoch wesentlich weniger erforscht. Die erste Phase (P1) des vorliegenden Projekts hat unser Verständnis von SL und seiner Verbindung zum Lernen und Verarbeiten von Zweitsprachen (L2LP) erheblich erweitert. Dies wurde durch eine systematische Untersuchung erreicht, die darauf abzielte, die Frage zu beantworten, inwieweit L2-Lernende sprachliches Wissen durch die Analyse statistischer Regelmäßigkeiten im L2-Input assimilieren können. Die Ergebnisse von P1 haben den Grundstein für einen umfassenderen und integrierten Ansatz gelegt, der die Voraussetzungen für die Beantwortung entscheidender theoretischer und methodologischer Fragen in der nachfolgenden Phase (P2) schaffte. Die Ergebnisse von P2 haben die komplexen Zusammenhänge zwischen SL-Fähigkeiten und verschiedenen Faktoren im Zusammenhang mit L2-Erfahrungen sowie kognitiv-affektiven individuellen Unterschieden beleuchtet und deren relative Auswirkungen auf L2LP aufgezeigt. Auf methodischer Ebene wurden innovative Messgrößen und Indikatoren zur Bewertung der SL-Fähigkeiten eingeführt und diese wurden effektiv mit L2 Performanzindikatoren auf der Grundlage ökologisch valider Daten abgeglichen. Das Projekt führte empirische Erkenntnisse aus einer Reihe von korpus-basierten und verhaltensexperimentellen Studien zusammen und bot so ein tiefgreifendes Verständnis der komplexen Dynamik zwischen SL und inter-individuellen Unterschieden, die die Produktion und das Verstehen von L2 beeinflussen. Durch die Integration von SL und impliziten Lernparadigmen untersuchte das Projekt sowohl die phänomenologischen Aspekte als auch die Lernkonsequenzen von SL-Wissen. Darüber hinaus unterstrich es die Bedeutung der Nutzung von Big Data, natürlicher Sprachverarbeitung (NLP) und maschinellem Lernen, indem es deren kombinierte Wirksamkeit bei der Gewinnung neuer Erkenntnisse und der Förderung eines tieferen Verständnisses des Sprachenlernens in großem Maßstab demonstrierte. Insgesamt haben die Erkenntnisse aus diesem Projekt wertvolle Einblicke in die grundlegenden Mechanismen des Spracherwerbs und der Sprachverarbeitung geliefert. Die Erkenntnisse über individuelle Unterschiede sind von zentraler Bedeutung für gegenwärtige Theorien über den Erwerb, die Verarbeitung und den Gebrauch von Sprache und sind von unmittelbarer Relevanz für den Fremdsprachenunterricht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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