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Gärten als Verhandlungsräume: Die Kategorisierung von neuen Gärten in Japan zwischen 1880 und 1930 als Frage der nationalen Selbstbeschreibung

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315424278
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gärten galten lange als Verkörperung der japanischen Kultur. Dieses Narrativ geht zurück auf die Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts, auf denen sich Japan mit Gärten präsentierte, und auf zahlreiche wissenschaftliche sowie populäre Veröffentlichungen seit dieser Zeit. Gärten, die in Japan um 1900 herum angelegt wurden, wurden allerdings anfangs nicht in diesen Diskurs einbezogen. Sie galten als eklektisch oder wurden gar als westlich bzw. europäisch bezeichnet. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich ihre Kategorisierung und ihr Ansehen grundlegend gewandelt. Seit der Jahrtausendwende sind viele dieser Gärten in nationale Denkmalschutzlisten aufgenommen worden. Dabei werden sie von Fachleuten oft als „japanische Gärten“ neu bewertet – eine Charakterisierung, die sich vor allem in der Werbung für Touristen besonders durchgesetzt hat. Auf der anderen Seite ist die Japanisierung der Gärten aber noch nicht völlig erfolgreich gewesen. Es gibt weiterhin Fachleute, die von eklektischen Anlagen sprechen. Anhand der Forschung zu fünf Beispielgärten konnten wir zeigen, wie diese Prozesse und Dynamiken der teilweisen Japanisierung ablaufen und welche Akteure mit welchen Interessen beteiligt sind. Deutlich wurde dabei vor allem, dass der Denkmalschutz ein Feld ist, auf dem sich zivilgesellschaftliche Akteure stark engagieren, die aber trotz ihrer progressiv-liberalen Haltung häufig auf Argumente aus den nihonjinron zurückgreifen, also den stark kulturalistisch angehauchten Japanerdiskursen. Zudem werden diese zivilgesellscha!lichen Akteure von städtischen Verwaltungen gerne kooptiert, um als kostengünstige Dienstleister die Gärten zu schützen und für Touristen aufzubereiten. Insgesamt ist die Forschung zu den modernen Gärten daher sehr anschlussfähig zu den heritage-studies und zu dem wichtigen Forschungsbereich der Zivilgesellschaft. Anhand des Beispiels aus der Forschung lassen sich Trends wie die neoliberale Vereinnahmung der Zivilgesellschaft oder die Problematik des Denkmalschutzes verdeutlichen, der die eingetragenen Objekte für eine aktive Zivilgesellschaft schwer handhabbar macht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018) Wann sind Gärten in Japan „japanische Gärten“? : Ein DFG-Projekt zu Gärten um 1900. Die Gartenkunst 30 (2) 261-270
    Dahl, Nils; Tagsold, Christian
 
 

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