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Strukturelle Bedingungen von Gerechtigkeitseinstellungen über den Lebensverlauf

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315643864
 
Gesellschaftliche Ungleichheiten stehen in Deutschland zunehmend unter dem Anspruch, grundlegenden Gerechtigkeitskonzeptionen zu entsprechen. Weil wir mittlerweile wissen, dass erfahrene Ungerechtigkeiten eine Reihe von politisch aber auch ökonomisch relevante Konsequenzen haben, ist es deshalb nicht nur ein akademisches Problem, Kenntnis darüber zu erlangen, was zu welchem Zeitpunkt von wem aus welchem Grund und mit welchen Folgen als gerecht oder ungerecht angesehen wird. Dieses Projekt zielt darauf ab, auf der Grundlage eines handlungtheoretisch begründeten, soziologischen Erklärungsansatzes die zentralen Desiderata bisheriger einstellungsanalytischer Gerechtigkeitsforschung zu bearbeiten und diese für die neueren Debatten in der Ungleichheitsforschung fruchtbar zu machen. In drei aufeinander bezogenen Forschungslinien soll untersucht werden, wie die strukturellen Bedingungen der sozialen Kontexte, in denen Individuen eingebunden sind, ihre Gerechtigkeitseinstellungen beeinflussen und welche Mechanismen der Einstellungsbildung dabei wirksam werden. Im Mittepunkt stehen dabei Gerechtigkeitseinstellungen in Bezug auf (1) das eigene Erwerbseinkommen und der Einkommensverteilung in der Gesellschaft (ergebnisbezogene Gerechtigkeitseinstellungen), (2) die Regeln, nach denen Güter und Lasten in der Gesellschaft verteilt werden sollten (ordnungsbezogene Gerechtigkeitseinstellungen) und (3) die Verfahren, wie Ungleichheiten in der Gesellschaft generiert werden (verfahrensbezogene Gerechtigkeitseinstellungen). Im Unterschied zu der bisher in der Forschung üblichen querschnittlichen Betrachtung von Gerechtigkeitseinstellungen wird ein längsschnittlicher, mögliche Veränderungen über den Lebensverlauf fokussierender Ansatz gewählt. Da längsschnittliche Informationen zur Entwicklung von Gerechtigkeitseinstellungen über den Lebensverlauf, die zudem noch detaillierte Informationen über die sozialen Kontextbedingungen beinhalten, bislang nicht existieren, bildet die Realisierung einer zweiten Befragungswelle von erwerbstätigen Personen, die im Jahr 2012/13 schon einmal befragt wurden, den zentralen Bestandteil des Projekts. Um genauere Informationen über die Bedingungen des individuellen Einstellungswandels zu erhalten, soll zusätzlich eine qualitative, leitfadengestützte Befragung bei einem Teil der Teilnehmer der zweiten Befragungswelle durchgeführt werden. Insgesamt verfolgt das Projekt damit zwei zentrale Ziele: (1) Weiterentwicklung eines soziologischen Theorieansatzes zur Erklärung ergebnis-, ordnungs- und verfahrensbezogener Gerechtigkeitseinstellungen dessen empirische Tragfähigkeit über ein Langfristpanel geprüft werden kann, und (2) Erarbeitung theoretisch und empirisch fundierter Beiträge zu den wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten über die Ursachen sozialer Ungleichheit und deren Legitimität sowie der Bedeutung subjektiv erlebter (Un-)Gerechtigkeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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