Detailseite
Projekt Druckansicht

Körpergerüche als Moderatoren der Eltern-Kind-Bindung und zur Inzestprävention: ein entwicklungs- und neuropsychologischer Ansatz

Antragstellerin Professorin Dr. Ilona Croy
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Entwicklungsneurobiologie
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 316678213
 
In dem Forschungsvorhaben wird ein umfassender Überblick über den Einfluss von Körpergerüchen auf die Eltern-Kind-Beziehung, sowie auf die Vermeidung von Inzest im Laufe des Lebens gegeben. Es ist bekannt, dass Eltern im Allgemeinen den Geruch ihrer Babys ausgesprochen positiv erleben. Unsere Vorstudien zeigen, dass sich dieser Effekt mit steigendem Alter der Kinder verliert und Eltern die Körpergerüche ihrer prä- bis post-pubertierenden Kinder deutlich weniger positiv bewerten. Wir vermuten, dass diese differenzierte Wahrnehmung einen modulierenden Effekt auf die Eltern-Kind-Beziehung hat. Bei Kleinkindern fördern Köpergerüche die die Zuwendung der Eltern, später wirken sie als Inzestbarriere. Kindlicher Körpergeruch besteht aus genetischen, entwicklungsabhängigen und variablen Komponenten. Genetische Komponenten werden durch Human Leukocyte Antigene (HLA) moduliert und entwicklungsabhängige Komponenten durch hormonelle Veränderungen der Kinder. Unsere Hypothese besagt, dass HLA-abhängige Komponenten das Erkennen genetischer Verwandtschaft initiieren und den Körpergeruch des eigenen Babys oder Kleinkindes als besonders belohnend erscheinen lassen. Diese genetischen Komponenten interagieren mit hormonabhängigen Komponenten: Wenn in dem Körpergeruch Komponenten von Sexualhormonen wahrnehmbar werden, wird demnach ein genetisch verwandter Körpergeruch als unangenehm bewertet. Der Projekt untersucht in vier Studien 1) den Einfluss genetischer und hormoneller Komponenten auf die Wahrnehmung von Körpergerüchen, 2) die Verarbeitung von Körpergerüchen in belohnungs-abhängigen Hirnarealen und 3) den Einfluss des Riechvermögens auf die Mutter-Kind-Bindung. Die Studien werden mit gesunden Personen und Patienten durchgeführt. Die angewendeten Methoden beinhalten Fragebögen, psychophysische Untersuchungen und funktionelle Bildgebung auf Seite der Eltern. Zudem wird bei den Kindern der hormonelle Status erhoben und bei Eltern und Kindern eine genetische HLA-Sequenzierung vorgenommen. Wir erwarten, dass das Projekt die entwicklungsabhängigen Familiendynamiken neu beleuchtet. Die Anwendung von psychosensorischen Studien auf Eltern-Kind Fragestellungen ist eine innovative, interdisziplinäre Herangehensweise und die Kombination zwischen genetischen und hormonellen Variablen macht das Projekt herausfordernd und einzigartig. Im Ergebnis können neue Strategien für die Vermeidung von frühen Eltern-Kind-Beziehungsstörungen abgeleitet werden, wie sie beispielsweise bei Frühgeburten vermehrt auftreten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Anette Giani; Dr. Alexander Schmidt
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung