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AGREE: Kongruenz in Erst- und Zweitsprachverarbeitung (Folgeantrag)

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung seit 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317308350
 
Eine zentrale Frage in der Zweitspracherwerbsforschung besteht darin, herauszufinden, welche Faktoren die Fähigkeit der LernerInnen beeinflussen, erfolgreich Sätze in Echtzeit zu verarbeiten. Intuitiv könnte man meinen, dass muttersprachliche (L1) grammatikalische Beschränkungen immer eine primäre Rolle spielen. Ein wichtiger Testfall—die Verarbeitung der Kongruenz mit Possessivformen wie „sein“ und „ihr“ —zeigt jedoch, dass die Verarbeitung einer Zweitsprache (L2) manchmal stärker von anderen Faktoren als dem Einfluss der L1 bestimmt werden könnte. Das aktuelle Projekt strebt an, diese Faktoren zu identifizieren und zu klären, ob sich der Einfluss der L1 unterschiedlich auf die L2-Produktion und das L2-Verstehen auswirken.Possessiva eignen sich besonders zur Untersuchung des Einflusses der L1, da sie in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Arten von Kongruenzbeziehungen ausdrücken. Zudem sind Possessive in einer L2 schwierig zu erwerben: Zum Beispiel produzieren L2-Englisch-LernerInnen Genusfehler mit Possessiva. In früheren Studien wurden diese Fehler auf den Einfluss der L1 zurückgeführt, genauer gesagt auf die Fehlanwendung von Kongruenzbeschränkungen der L1. Die erste Phase dieses Projekts hat gezeigt, dass sich die Schwierigkeiten mit Possessiva auch auf das Verstehen von Deutsch als L2 erstrecken. Im Gegensatz zu früheren Studien fanden wir jedoch heraus, dass der Einfluss der L1 allein nicht diese Schwierigkeiten erklären kann, da sie sowohl L2-LernerInnen mit verschiedenen L1-Kongruenzbeschränkungen betrafen als auch MuttersprachlerInnen des Deutschen. Diese Ergebnisse werfen folgende wichtige Fragen auf. Erstens: Welcher kognitive Mechanismus liegt der Verarbeitung von Possessiva beim Verstehen zugrunde – wenn nicht der Einfluss der L1- und warum betrifft er sowohl L1- als auch L2-SprecherInnen? Zweitens: Warum unterscheiden sich unsere Ergebnisse von denen früherer Untersuchungen? Lag es an Unterschieden zwischen den Sprachen: Englisch vs. Deutsch? Oder lag es an Unterschieden zwischen den Modalitäten: Verstehen vs. Produktion? Das aktuelle Projekt wird diese Fragen wie in der ersten Phase des Projekts mit Hilfe von Eye-Tracking-Techniken untersuchen und darüber hinaus neuste Methoden zur Erforschung der Sprachproduktion anwenden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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