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Logischer Pluralismus: Richtige Logiken und die Problematik des Dissenses
Antragsteller
Dr. Erik Stei
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317332790
Die zentrale These des Logischen Pluralismus besagt, dass es mindestens zwei konkurrierende, aber gleichermaßen richtige logische Systeme gibt. Sie steht damit in direkter Opposition zum Logischen Monismus, demzufolge es genau eine richtige Logik gibt, und zum Logischen Nihilismus, der davon ausgeht, dass es überhaupt keine richtige Logik gibt. Im Allgemeinen zieht der Logische Pluralismus seine Motivation vor allem aus der Tatsache, dass uns eine Vielzahl verschiedener logischer Systeme zur Verfügung steht. Speziellere Varianten des Pluralismus ergeben sich aus unterschiedlichen Auffassungen darüber, was eine richtige Logik auszeichnet und wie Logiken miteinander in Dissens stehen können. Das Forschungsprojekt soll sich mit diesen beiden Punkten auseinandersetzen. Ziel des Projekts ist die Klärung der in der Literatur zurzeit umstrittenen Frage, ob und gegebenenfalls wie eine plausible und stabile Variante des Logischen Pluralismus formuliert werden kann. Das erste Teilziel des Projekts ist die Angabe von sinnvollen Kriterien für die "Richtigkeit" von Logik. Eine verbreitete Ansicht ist, dass sich diese Kriterien vor allem aus der Anwendung der formal gültigen Argumente einer Logik auf einen konkreten Gegenstandsbereich ergeben. Weniger Einigkeit besteht allerdings darüber welche Art von Gegenstandsbereich hierfür infrage kommt. Neben intuitiv gültigen oder natürlichsprachlichen Argumenten könnten Normen des Räsonierens oder ein metaphysisch anspruchsvoller logischer Platonismus herangezogen werden. Die Plausibilität des Logischen Pluralismus hängt nicht zuletzt davon ab, mit welchen dieser Auffassungen er kompatibel ist. Dies soll im Forschungsprojekt geklärt werden. Die Frage des Dissenses von Logiken wird im Zusammenhang mit einer klassischen Position in der Philosophie der Logik diskutiert. Die auf W.V.O. Quine zurückgehende "Bedeutungsveränderungsthese" besagt, dass eine Veränderung im logischen System auf einen Themenwechsel hinausläuft. Etwas konkreter wird behauptet, dass die Bedeutung der logischen Konstanten davon abhängt, welche logischen Prinzipien in dem System gelten, in denen sie vorkommen. Die These ist für den Pluralismus unmittelbar relevant: Unterscheidet sich in verschiedenen Logiken die Bedeutung der Konstanten, dann ist nicht mehr ohne weiteres klar, ob die Systeme überhaupt im Dissens miteinander stehen. Mit einer strittigen Aussage wie etwa "p oder nicht-p" würden dann schlicht unterschiedliche Dinge behauptet. Im Rahmen des Projekts soll die Diskussion der Bedeutungsveränderungsthese mit der aktuellen Dissens-Debatte in der Sprachphilosophie zusammengebracht werden. Es ist davon auszugehen, dass sich dadurch wertvolle Einsichten für die Diskussion des Logischen Pluralismus gewinnen lassen. Beide charakteristischen Merkmale des Logischen Pluralismus, der Dissens zwischen und die Richtigkeit von verschiedenen Logiken, sind bisher noch unzureichend erforscht. Das beantragte Projekt soll die Forschungslage verbessern.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
USA
Gastgeberinnen / Gastgeber
Professor Dr. Graham Priest; Professorin Dr. Gillian Russell