Augmentative Effekte von tDCS auf ein körperbezogenes Aufmerksamkeitsmodifikationstraining bei Frauen mit Bulimia nervosa
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Es wird angenommen, dass Verzerrungen in der Verarbeitung körperbezogener Informationen zur Aufrechterhaltung von starker Körperunzufriedenheit und Essstörungssymptomatik beitragen. Dementsprechend zeigten mehrere Studien beim Betrachten des eigenen Körpers einen stärkeren Aufmerksamkeitsfokus auf selbstdefinierte unattraktive Körperzonen im Vergleich zu attraktiven in Zusammenhang mit Körperunzufriedenheit. In unserem Projekt untersuchten wir die Verarbeitung des eigenen Körpers in einer Gruppe von Frauen mit (subklinischer) Bulimia nervosa und/oder ausgeprägter Körperunzufriedenheit (N = 95) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit geringer Körperunzufriedenheit (N = 40). Zunächst replizierten wir die Aufmerksamkeitsverzerrung in der körperunzufriedenen Gruppe relativ zur Kontrollgruppe anhand von Blickbewegungen beim Betrachten von Bildern des eigenen Körpers. Darüber hinaus zeigte sich in dieser Gruppe eine größere Amplitude der parallel gemessenen ereigniskorrelierten Potentiale (EKPs; in der Early Posterior Negativity) bei der Verarbeitung der drei selbst-definierten unattraktivsten Körperzonen. Vorläufige Analysen ergaben eine gesteigerte Aktivität des dlPFC bei Betrachtung unattraktiver Körperzonen in einer separaten Messung mittels funktioneller Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS), die sich jedoch zwischen den Gruppen nicht unterschied. Um darüber hinaus die kausale Rolle der verzerrten Informationsverarbeitung zu testen, untersuchten wir die Wirksamkeit eines personalisierten Trainings zur Modifikation der Aufmerksamkeitsverzerrung. Im aktiven Training wurde die Aufmerksamkeit implizit auf die am attraktivsten empfundenen Körperteile (ABMT) gelenkt, während die Aufmerksamkeit im Kontrolltraining auf mittelattraktive Körperteile gelenkt wurde. Da eine transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) in anderen Studien kurzfristige Aufmerksamkeitsmodifikationen verstärken konnte, prüften wir zusätzlich potenzielle augmentative Effekte einer simultanen Stimulation des dlPFC (aktiv vs. Scheinstimulation). N = 85 Frauen mit ausgeprägter Körperunzufriedenheit nahmen an 12 Trainingssitzungen teil (mind. 20 pro Gruppe: ABMT + Scheinstimulation, ABMT + aktive tDCS, Kontrolltraining + Scheinstimulation, Kontrolltraining + aktive tDCS). Die selbstberichtete Körperunzufriedenheit wurde zu Beginn, nach dem Training und in einem 4- und 12-Wochen Follow-Up erhoben. In allen Gruppen verringerte sich die Körperunzufriedenheit signifikant über die Zeit. Es gab jedoch weder eine signifikante Interaktion von Training × tDCS × Zeit noch signifikante Zweifachinteraktionen oder Haupteffekte. Darüber hinaus gab es keine Veränderung in aufmerksamkeitsbezogenen oder neurophysiologischen Prozessen.
