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Kontroversen um Hydraulic Fracturing in Frankreich, Deutschland und Polen. Eine vergleichende Analyse zur Rolle von ökologischen Rechtfertigungsordnungen und Civic Epistemologies in aktuellen Risikokonflikten
Antragsteller
Professor Dr. Reiner Keller
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317606666
Das Vorhaben untersucht im Kontext der auf europäischer Ebene mit hoher gesell-schaftlicher und politischer Priorität initiierten Energiewende in vergleichender Perspektive und im Rahmen eines diskursanalytischen Zuganges aktuelle Risikokonflikte um den Einsatz von Hydraulic Fracturing in Frankreich, Deutschland, und Polen. In theoretisch-begrifflicher Weiterführung und Präzisierung der soziologischen Risikodiskursforschung fragt es nach der Rolle ökologischer Rechtfertigungsordnungen und deren Einbettung in die Verlaufskurven der Konflikte sowie und in allgemeinere gesellschaftliche Bewertungszusammenhänge (Civic Epistemologies), welche in den Auseinandersetzungen die darin statthabenden Formen und Prozesse der Risikobe-wertung orientieren. Während in Frankreich gegenwärtig ein Moratorium bezüglich des Einsatzes von Fracking besteht, bewegt sich Deutschland nach anfänglichem Zögern zunehmend in Richtung Zulassung. Polen setzt schon seit längerem auf Nutzung. Fracking verspricht einerseits einen gewichtigen Beitrag zur je nationalen Energieversorgung und eine umweltpolitisch gewollte Optimierung der jeweiligen Energiemixe. Andererseits gibt es eine breite Auseinandersetzung über mögliche Risiken der Technologie, die in den ausgewählten Ländern mit verschiedener Akzentsetzung und unterschiedlichen Folgen geführt wird. Die Fracking-Konflikte zeichnen sich zum einen dadurch aus, dass mögliche Gefährdungen vor allem für den unmittelbaren lokalen oder regionalen Nahraum befürchtet werden. Zum anderen handelt es sich hier um eine neuartige Konfliktkonstellation insofern, als Umweltanliegen und Nachhaltig-keitsstrategien (Klimaschutz, Energiewende) von allen Konfliktparteien in Anschlag gebracht werden. . Im Fokus der risikosoziologisch und diskursanalytisch ansetzenden Untersuchung der Rolle von ökologischen Rechtfertigungsordnungen und Civic Epistemologies in den Frackingkontroversen stehen die Ursachen, Formen, Dynamiken, und Folgen der Konflikte in Frankreich, Deutschland und Polen. Erstens werden die Akteure, Arenen und Verlaufsformen der Auseinandersetzung um Fracking auf der nationalstaatlichen Ebene untersucht. Zweitens werden in den ausgewählten Ländern je zwei regionale Fallstudien zu ausgewählten Einzelfällen im Hinblick auf Akteure, Formen und Prozesse der Prüfung und Bewertung der Gefährdungslagen durchgeführt. Drittens werden vor dem Hintergrund dieser Fallstudien im Rahmen eines systematischen Vergleichs und im Rekurs auf die theoretisch-konzeptionellen Erweiterungen der Risikodiskursforschung die Dimensionen und Faktoren der Konfliktverläufe (ökologische Rechtfertigungsordnungen, Verlaufskurven, civic epistemologies) analysiert. Mit dem Projekt soll ein wesentlicher Beitrag zum Verständnis der gegenwärtigen gesellschafts- und technologiepolitischen Auseinandersetzungen um die Energiewende geleistet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen