Handbuch des Verfassungsrechts Deutsches Verfassungsrecht in transnationaler Perspektive
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Handbuch des Verfassungsrechts in transnationaler Perspektive stellt das deutsche Verfassungsrecht eingebettet in seine trans- und internationalen Bezüge sowie in eine Gemeinschaft liberaler demokratischer Rechtsstaaten dar, die gegenseitig voneinander lernen können und sollten. Der deutschen Fachgemeinschaft wird gezeigt, wie gesellschaftlich, politisch und historisch voraussetzungsvoll unser Verfassungsdenken ist. Hinter abstrakten Begriffen wie Demokratie, Rechtsstaat, Justiz, Verwaltung, Persönlichkeitsrecht oder Meinungsfreiheit verbergen sich gewachsene Gedankengebäude. Was im deutschen Recht bisweilen als Rechtsbegriff fungiert, ist in anderen Verfassungsstaaten mitunter eher politische Systembeschreibung. Ein Blick auf andere Verfassungsstaaten, die andere Traditionen und Verständnisse entwickelt haben, verdeutlicht, dass nichts von unseren täglich gelebten Prämissen der Rechtsanwendung selbstverständlich ist. Wenn die deutsche Verfassungsrechtswissenschaft sich nicht selbst provinzialisieren soll, sondern im Konzert einer internationalen Fachgemeinschaft mitreden und als Stimme ernst genommen werden will, muss sie daher selbstreflexiver werden. Das entstandene Handbuch möchte auf Kontexte unseres Verfassungsrechts hinweisen, die einen geschärften sowie konstruktiv-kritischen Blick verdienen, meist aber unausgesprochen bleiben. Zugleich werden Fachkolleginnen und Fachkollegen aus anderen Verfassungsstaaten, die oftmals ein großes Interesse am deutschen Verfassungsdenken haben, an die Hand genommen und behutsam durch das deutsche Verfassungsrecht mit seinen vielen Eigenheiten geführt. Kontexte, Hintergründe und Pfadabhängigkeiten werden nicht vorausgesetzt, sondern erläutert. Dabei zeigt sich, dass das über Jahrzehnte gewachsene System der deutschen Verfassungsdogmatik, die sich auf die Interpretation von Normen und die Systematisierung von Rechtsprechung konzentriert, in hohem Maße erklärungsbedürftig und aus transnationaler Sicht schwer zugänglich ist. Die Staatsrechtslehre war hier überwiegend zu selbstgenügsam sowie zu national introvertiert und hat es zu lange versäumt, in einen Dialog zu treten, der die Bereitschaft voraussetzt, selbst von anderen zu lernen. Das Handbuch des Verfassungsrechts in transnationaler Perspektive möchte hier einen Impuls geben, das wissenschaftliche Selbstverständnis und die Augen für Blickwinkel jenseits ausgetretener Pfade der Selbstbeschreibung des geltenden Rechts zu öffnen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Handbuch des Verfassungsrechts. Darstellung in transnationaler Perspektive, LVIII, 1837 Seiten. Verlag: C. H. Beck. München 2021. ISBN 978-3-406-73850-0
Matthias Herdegen; Johannes Masing; Ralf Poscher & Klaus Ferdinand Gärditz
