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Die Deutsche Parteimitgliederstudie 2017: Parteimitgliedschaften im Wandel

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 318815579
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Politische Parteien erfüllen in repräsentativen Demokratien unverzichtbare Funktionen. Für ihre Funktionserfüllung sind sie auf die aktive Mitarbeit einer hinreichend großen Zahl von Mitgliedern angewiesen. Dies gilt in besonderer Weise für die Bundesrepublik Deutschland, in deren Verfassungsordnung die Parteien als Mitgliederorganisationen normiert sind. Die in Deutschland in den letzten Jahrzehnten rückläufige Zahl von Parteimitgliedern wird daher häufig als krisenhafte Entwicklung interpretiert. Solange dieser Trend die Funktionsfähigkeit der Parteien nicht gefährdet, also weiterhin genügend aktive Mitglieder für die Aufgabenerfüllung zur Verfügung stehen, ist eine solche Interpretation aber keineswegs zwingend. Vielmehr erwächst aus der Erosion der Parteimitgliedschaften die Notwendigkeit, die Mitgliederbasen der deutschen Parteien einem ständigen Monitoring zu unterwerfen. Mit der Deutschen Parteimitgliederstudie 2017 war folglich in erster Linie das Ziel des Aufbaus einer kontinuierlichen Sozialberichterstattung über die deutschen Parteimitgliedschaften verbunden. Die Studie knüpfte dabei an die Potsdamer Parteimitgliederstudie aus dem Jahr 1998 und die Deutsche Parteimitgliederstudie des Jahres 2009 an und ermöglicht damit eine Analyse des Wandels der deutschen Parteimitgliedschaften über einen Zeitraum von knapp zwei Jahrzehnten. Den Kern der Deutschen Parteimitgliederstudie 2017 bildete die postalische Befragung von Zufallsstichproben der Mitglieder der zum Zeitpunkt der Durchführung der Studie im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien CDU, CSU, SPD, Bündnis90/Die Grünen sowie Die Linke. Befragt wurden außerdem die Mitglieder der FDP, da die Partei bereits in den Vorgängerstudien der Jahre 1998 und 2009 berücksichtigt wurde. Die Rücklaufquote der Mitgliederbefragung betrug über alle Parteien hinweg 59,8 Prozent. Insgesamt wurden 9.748 Interviews realisiert. Parallel zu der Mitgliederbefragung wurde außerdem eine disproportional geschichtete, repräsentative Bevölkerungsumfrage durchgeführt, in deren Rahmen 1.000 aktuelle und 1.000 ehemalige Parteimitglieder befragt wurden sowie außerdem 1.000 Personen, die noch nie Mitglied einer politischen Partei waren. Die Daten dieser telefonischen Befragung ermöglichen es, die Determinanten des Parteibeitritts sowie des Parteiaustritts zu untersuchen sowie außerdem neue Formen der Unterstützung politischer Parteien, die nicht zwingend mit einer formalen Parteimitgliedschaft verbunden sind. Aus der Analyse der eben beschriebenen Daten ergeben sich viele interessante Befunde. Drei dieser Befunde seien besonders hervorgehoben. Zunächst lag der deutschen Parteimitgliederstudie 2017 die Hypothese zugrunde, dass sich im Zuge des generationalen Wandels die Bedeutung selektiver Anreize für den Parteibeitritt und die Parteimitgliedschaft erhöht. Diese Erwartung wird durch die Ergebnisse komplexer multivariater Alter-Periode-Kohorte-Modelle empirisch weitgehend bestätigt. Dies lässt erwarten, dass der Anteil der Aktiven an den Parteimitgliedschaften im Zeitverlauf steigt und die Funktionsfähigkeit der Parteien auch bei rückläufigen Mitgliederzahlen aufrechterhalten werden kann. Zweitens ist zu konstatieren, dass die soziale Selektivität der Mitgliedschaft in politischen Parteien weiterhin anhält. Diese lässt sich beim Parteieintritt, bei der innerparteilichen Aktivität aber auch beim Parteiaustritt beobachten. Hieraus resultieren eine Reihe gravierender normativer Fragen in Bezug auf die Repräsentationsleistung politischer Parteien. Drittens zeigt sich, dass neue, virtuelle Formen der Unterstützung politischer Parteien hauptsächlich von Parteimitgliedern ausgeübt werden. Sie können die klassische Mitgliedschaft folglich nicht ersetzen.

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