Epistemischer Wandel: Stadien der frühneuzeitlichen Alchemie
Frühneuzeitliche Geschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projekts war eine Monographie der Geschichte der frühneuzeitlichen Alchemie. Es gibt hierfür kein zwingend verbindliches Narrativ, da diese Geschichte aufgrund des alltäglichen Gebrauchs von Alchemie unterschiedlich perspektiviert werden kann und tatsächlich selten geschrieben worden ist. In der im Projekt erarbeiteten Darstellung werden Perspektiven und Methoden der Epistemologie und der Forschung zur materiellen Kultur kombiniert. Beide verbinden sich in der Buchgeschichte, die Bücher als materielle Artefakte untersucht und handhabt. 1. Die These ließ sich bestätigen, dass sich die Auseinandersetzung der Alchemiker mit Universität als roter Faden für eine Geschichte der Alchemie der Frühen Neuzeit anbietet. Das umfangreich überlieferte Material der Alchemie des 15. bis 18. Jahrhunderts weist oftmals argumentative Strukturen auf. Insbesondere Alchemiker, die eine universitäre Ausbildung durchlaufen hatten, strebten danach, Alchemie universitär zu etablieren. Zu diesem Zweck wollten sie zum einen die Universität(en) reformieren, zum anderen waren sie jedoch auch bereit, ihre Theorien und Praktiken universitätsförmiger zu präsentieren. Dies galt insbesondere für Vertreter der medizinischen Alchemie, hatte jedoch auch Auswirkungen auf ihre hermetischen, magischen sowie chrysopoetischen (die Goldherstellung betreffenden) Theoreme und Arbeitsweisen. Die These der Relevanz von Universität wurde im Projekt anhand von Quellen der Universität Helmstedt verifiziert. Um sie international zu überprüfen, wurde die Konferenz „Alchemy and University“ durchgeführt. 2. Um eine chronologische Erzählung entfalten und materielle Kultur in die Darstellung einbinden zu können, wurde der Plot anhand von Orten aufgebaut. An einschlägigen Orten einstiger alchemischer Praktiken (z.B. Kunstkammern) werden die produzierten Artefakte heute zudem oftmals historisch erforscht. Die Monographie führt u.a. nach Venedig, Florenz, Basel, Prag, Kassel, Zürich, London und Neu-England, Skokloster, Stockholm, Rom, Sulzbach, Paris, Berlin sowie an die Universität Helmstedt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Magie im 16. Jahrhundert: Die ‚Astronomia Magna oder Die gantze Philosophia sagax der grossen und kleinen Welt‘“, in: Gudrun Wolfschmidt (Hg.): Astronomie und Astrologie im Kontext von Religionen, Hamburg: tredition 2018, 190-217
Ute Frietsch
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„Leben und Sterben in der Alchemie: Die Hinrichtung der Anna Maria Ziegler und die Spur eines Artefakts,“ in: Wolfenbütteler Hefte 37, hg. von Petra Feuerstein-Herz: Feurige Philosophie. Zur Rezeption der Alchemie, Wiesbaden: Harrassowitz 2019, 15-42
Ute Frietsch
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“Alchemy and the Early Modern University: An Introduction”, in: Ambix, Vol. 68, Number 2-3, May-August 2021: Guest Editor: Ute Frietsch, Alchemy and the Early Modern University
Ute Frietsch
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“Making University Fields for Chymistry: A Case Study of Helmstedt University”, in: Ambix, Vol. 68, Number 2-3, May-August 2021: Guest Editor: Ute Frietsch, Alchemy and the Early Modern University
Ute Frietsch
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„Der Alchemiker im Bild. Zum Verhältnis von Alchemie und Kunst“, in: Petra Feuerstein-Herz und Ute Frietsch (Hg.), Alchemie – Genealogie und Terminologie, Bilder, Techniken und Artefakte. Forschungen aus der Herzog August Bibliothek, Wiesbaden: Harrassowitz 2021 (ISBN 978-3-447-11529-2)
Ute Frietsch
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„Solve Coagulata! Verflüssige die Schöpfung! Die pseudo-paracelsische Schrift Philosophia ad Athenienses als Rätsel und Offenbarung“, in: Jutta Eming und Volkhard Wels (Hg.), Darstellung und Geheimnis in Mittelalter und Früher Neuzeit, (Reihe des SFB Episteme in Bewegung) Wiesbaden: Harrassowitz 2021, S. 279-294
Ute Frietsch