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Gesten und Gebärden in den Bildwerken der minoischen Kultur

Antragstellerin Dr. Ute Günkel-Maschek
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 319192759
 
Minoische Bildwerke zeichnen sich durch ein vielfältiges Spektrum an Gesten und Gebärden aus: Anhand von Siegelringen, -steinen und -abdrücken über Statuetten bis hin zu Wandmalereien lässt sich die Bedeutung erahnen, welche dem absichtsvollen Agieren männlicher wie weiblicher, menschlicher wie übermenschlicher Figuren in unterschiedlichsten Kontexten des minoischen Lebens beigemessen wurde. Da es keine Schriftquellen zu Zweck, Bedeutung und Umständen des Gebrauchs von Gesten und Gebärden in minoischer Zeit gibt, sind Bildwerke trotz ihres formelhaften Erscheinungsbildes das vielversprechendste Ausgangsmaterial, um sich mit der Frage nach Akteuren, Handlungen, Situationen und Orten, die mit der Ausübung von Gesten und Gebärden in Zusammenhang stehen, zu beschäftigen. Eine grundlegende Erfassung und Auswertung aller minoischen Gesten- und Gebärdendarstellungen wurde bislang indes nicht unternommen. Das Ziel dieses Projekts ist deshalb die erste grundlegende Studie zu Gesten und Gebärden in den Bildwerken der späten mittelminoischen und der spätminoischen Zeit (ca. 1700 bis 1100 v. Chr.). Sie berücksichtigt erstmals alle Kategorien von Bildmedien, in denen menschliche Figuren dargestellt wurden. Methodisch wird die semiotisch begründete, ikonographische Analyse mit einem kontextuellen Ansatz kombiniert, um ein pragmatisch-strukturelles Verständnis des Gebrauchs von Gesten und Gebärden in der minoischen Kultur zu erarbeiten. Die dafür nötigen Daten werden sowohl aus den Bilddarstellungen selbst als auch aus den archäologischen Kontexten der Trägerobjekte sowie von der Herstellung und Verwendung letzterer abgeleitet. Das Ziel ist die Kontextualisierung jeder einzelnen Geste und Gebärde und die möglichst umfassende Rekonstruktion der Umstände, unter denen sie in der minoischen Kultur ausgeübt wurden. Eine Datenbank mit Objektkatalog und Beschreibungen der Bildeinheiten und ihrer Verknüpfungen bildet das Basiswerkzeug, um die Beziehungen jeder einzelnen Geste und Gebärde zu Akteuren, Objekten und Orten zu erfassen. Die über Abfragen erarbeiteten Netzwerke werden in Form von Concept Maps abgebildet, die als ein neues heuristisches Werkzeug zur Organisation, Visualisierung und Analyse von Einheiten und Relationen eingeführt werden. Die Concept Maps bilden die Grundlage für die Analyse der strukturellen und pragmatischen Einbettung von Gesten und Gebärden in die bildlichen und physischen Kontexte der minoischen Kultur. Die Analyse erfolgt damit auf der Ebene der räumlichen und konzeptuellen Beziehungen, welche von Bildern, Objekten und Kontexten abgeleitet wurden. Das Ziel ist es, Zusammenhänge zwischen jeder einzelnen Geste bzw. Gebärde und den für ihre Ausübung relevanten Menschen, Dingen, Situationen, Orten, Handlungen und Interaktionen aufzuzeigen und zu deuten. Abschließend wird die Anwendbarkeit der im Rahmen dieses Projektes akquirierten Erkenntnisse über minoische Gesten und Gebärden durch eine Re-Interpretation ausgewählter Objekte demonstriert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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