Detailseite
Subsistenzstrategien, Siedlungsstruktur und Kommunikation im Endmesolithikum am Beispiel einer submarinen Mikroregion in der Kieler Bucht
Antragsteller
Dr. Sönke Hartz; Dr. Martin Segschneider, seit 4/2018; Dr. Steffen Wolters
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320515447
Taucharchäologische Untersuchungen im Umfeld von umgestürzten Eichenstämmen vor der Steilküste von Stohl nördlich von Kiel (Schleswig-Holstein) haben in 6 Metern Wassertiefe in organogene Sedimentschichten eingebettete Funde des älteren Endmesolithikums erbracht. Erste Testgrabungen am Fundplatz Strande LA 163 im Jahr 2012 belegten eine sehr gute Funderhaltung und erbrachten ein umfangreiches Fundinventar, insbesondere organische Funde, zu denen auch menschliche Überreste zählen. Typologische und naturwissenschaftliche Datierungen geben Hinweise darauf, dass der Fundplatz zwischen 5390 und 4750 v. Chr. genutzt wurde. Er gehört demzufolge in den akeramischen Abschnitt der Ertebøllekultur (Jäckelberg/Rosenfelde-Phase), für den bisher an der norddeutschen Ostseeküste nur wenige Nachweise von in-situ erhaltenen Funden existieren. Die Ufersiedlung lag am Rand einer Lagune, wo Jäger, Fischer und Sammler Werkzeuge aus Flint, Knochen, Geweih und Holz herstellten, marine und terrestrische Nahrung aus der Umgebung gewannen und verarbeiteten sowie Abfälle entsorgten.Bei 2014 erfolgten Prospektionsarbeiten in einem ca. 1 ha großen Areal konnte festgestellt werden, dass nicht nur im Bereich der Testgrabung von 2012 fundführende organische Sedimente erhalten sind, sondern auch im weiteren Umfeld fundführende Schichten vorliegen. Darüber hinaus sind durch Meldungen von Tauchern weitere Fundstreuungen sowie freiliegende Torfkanten und umgestürzte Bäume bekannt.Die besondere Bedeutung der Fundregion Strande liegt damit in der Zuweisung zu einer Zeitphase, die der kulturellen Entwicklung der Keramiknutzung, der Intensivierung von Kontakten zu vollneolithischen Kulturen, des Imports domestizierter Nutztiere und schließlich der vollneolithischen Lebensweise vorangeht. Neben dieser chronologischen Forschungslücke besteht auch eine räumliche, da für die Kieler Bucht bisher nur wenige endmesolithische Funde überliefert sind. Die ausgezeichnete Funderhaltung der Siedlung von Strande LA 163 bietet für die Mikroregion der westlichen Kieler Außenförde ein hervorragendes Potential zur Erforschung des akeramischen Endmesolithikums. Kulturhistorische Vergleiche am Fundmaterial ermöglichen eine Rekonstruktion von Kontaktnetzen und Kommunikation zu benachbarten Räumen. Darüber hinaus können durch die Erforschung der kleinräumigen Genese der Landschaft die eigentlichen Siedlungsplätze im Umfeld der Abfallzonen lokalisiert werden.Langjährige taucharchäologische Erfahrungen aus Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern haben gezeigt, dass nur eine systematische Suche am Meeresgrund bisher unbekannte Fundkonzentrationen aufdecken kann, die sonst unter Decksanden oder Schlick verborgen liegen. Ihr Potential kann mittels moderner submariner Grabungstechnik erschlossen werden und Hinweise zur Subsistenz, Siedlungsstruktur und -organisation liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Julia Goldhammer, bis 3/2018