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Komponenten des Bösen: Eine Analyse des säkularen moralisch Bösen und seiner normativen und sozialen Implikationen
Antragsteller
Dr. Zachary Goldberg
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320754925
Das Böse behauptet, ontologische und normative Priorität zu haben. Es beschreibt eine Kategorie agentenartiger Handlung und bietet eine normative Beurteilung von Taten, die unter diese Kategorie fallen. Dieses Projekt wird die ontologischen und normativen Merkmale des Bösen analysieren und neu definieren. Im ersten Abschnitt werden die grundlegenden Merkmale einer bösen Tat identifiziert. Allgemein akzeptierte Kritiken an Kants Definition des Bösen sollen auf den Prüfstand gestellt werden, wodurch eine nuanciertere Sicht der Einsichten Kants möglich ist. Anschließend versuche ich, die Komponenten einer bösen Tat im Gegensatz zu einer bloß falschen Tat zu identifizieren. Während bestehende Theorien behaupten, dass entweder eine psychologische Eigenschaft des Täters oder ein großer Schaden für das Böse markant sind, bringe ich eine relationale Theorie vor, die das Böse durch eine spezifische Konkomitanz, die zwischen Opfern und Tätern besteht, erklärt. Böse Taten geschehen, weil Opfer einen Status als extrem verwundbar in Bezug auf andere innehaben, die sich in einer einzigartigen Position befinden, diesen Status auszunutzen. Der zweite große Abschnitt ist von der Ausrichtung her normativ und untersucht die moralische Verantwortung für böse Handlungen. Ich argumentiere, dass individualistische Theorien moralischer Verantwortung nur unzureichend die relevanten Merkmale böser Taten und Agenten einfangen. Um der Herausforderung zu begegnen, die sich durch den vorherigen Abschnitt ergeben hat, werde ich demonstrieren, dass böse Taten entweder inhärent oder de facto kollektiv sind. Auch wenn die derzeitige Literatur sich auf die individuelle moralische Verantwortlichkeit und das Böse konzentriert, so richte ich die Aufmerksamkeit auf die kollektive Verantwortung für das Böse. Das Böse ereignet sich aufgrund asymmetrischer Machtverhältnisse, die kollektiven Agenten Gelegenheiten bieten, die extreme Verwundbarkeit anderer auszunutzen. Der Fokus des dritten Abschnitts schließlich ist praktisch. Ich untersuche die Herausforderung, Meinungs- und Vereinigungsfreiheiten mit den Verpflichtungen zu vereinen, moralische Beziehungen zu reparieren, die durch historische böse Taten getrennt wurden. Danach stelle ich eine Methode zur Entscheidung solcher Konfliktfälle durch eine Berücksichtigung extremer Verwundbarkeit und kollektiver Täterschaft vor. Im letzten Unterabschnitt gehe ich der Frage nach, wie man angesichts des vorhandenen Bösen in menschlichen Beziehungen reagieren sollte. Ich schlage vor, dass die Akzeptanz des Bösen ohne Versuche der Rationalisierung das Individuum darauf vorbereitet, dem Bösen auf eine normativ angemessene Art und Weise zu begegnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Monika Betzler