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Unternehmen Heilung: Religionswissenschaftliche Aspekte

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 32091941
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Es handelte sich um das religionswissenschaftliche Teilprojekt eines interdisziplinären Paketprojekts zum Thema: „Unternehmen Heilung – Interdisziplinäre Analyse der Rahmenbedingungen im Umgang mit komplementären und alternativen Heilverfahren“ Das Projekt untersuchte die Verknüpfung alternativer medizinischer und religiöser Handlungsmuster in der sog. Hildegard--‐Medizin. Trotz ihrer – medizinhistorisch umstrittenen – Bezugnahme auf die medizinischen Schriften der mittelalterlichen Heili--‐ gen Hildegard von Bingen (1098--‐1179) handelt es sich um eine Neuentwicklung im 20. Jh., die auf den Arzt Gottfried Hertzka (1913--‐1997) zurückgeht. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich eine breite soziale Bewegung zwischen religiöser Tradition, subjektivierter Spiritualität und alternativer Heilung, die v.a. in Sud--‐ und Mitteldeutsch--‐ land und im Alpenraum verbreitet ist. Anders als viele andere Beispiele der Komplementären und Alternativen Medizin (CAM) schöpft sie nicht aus fernöstlichen, sondern aus mittelalterlich--‐christlichen Quellenschriften, die sie auf ihre Weise neu interpretiert. Sie ist sowohl bei (überwiegend katholischen) Kirchenmitgliedern als auch im alternativ--‐spirituellen und esoterischen Raum verankert. Im Sinne eines Fallbeispiels untersuchte das Projekt mit Mitteln qualitativ--‐empirischer Methoden das Verhältnis zwischen (alternativ--‐)religiösen und (alternativ--‐)medizini--‐ schen Symbolbeständen bei den AnhängerInnen, die formellen und informellen Vergemeinschaftungs--‐ und Institutionalisierungsprozesse dieser „westlichen“ Form der CAM und schließlich auch die subjektiven Sinnkonstruktionen beteiligter Individuen. Überraschendes Ergebnis war, dass sich mit der Hildegard--‐Medizin, im Gewand der Verehrung der berühmten mittelalterlichen Heiligen, eine durchaus subjektivierte Form spiritueller Wanderschaft entwickelte, die auch VertreterInnen eines konservativen Spektrums katholischer Frömmigkeit anspricht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der Eingriff des Unverfügbaren - Wunder in religionswissenschaftlicher Perspektive, in: Clemens Risi, Robert Sollich, Anna Papenburg (Hg.), Wann geht der nächste Schwan? Aspekte einer Kulturgeschichte des Wunders, Leipzig 2011: Henschel, 21-33
    Christoph Bochinger
  • Das Verhältnis zwischen Religion und Säkularität als Gegenstand religionswissenschaftlicher Forschung. In: Steffen Führding und Peter Antes (Hg.), Säkularität in religionswissenschaftlicher Perspektive, Göttingen: V & R unipress, 2013, 15-57
    Christoph Bochinger
  • Katharina Frank: Religion, Spiritualität und Säkularität in der Schweiz, in: Handbuch Sozialwesen Schweiz, hg. v. Riedi, Anna Maria u.a., Bern: Haupt, 2013, 201-213
    Christoph Bochinger
  • Neue Religiositäten zwischen Säkularisierung und spiritueller Vielfalt. Religion(en) in moderner Gesellschaft, in: Freiburger Universitätsblätter, Heft 201, Freiburg: Rombach, 2013, 83-94
    Christoph Bochinger
 
 

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