Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Gegenwart des Propheten: Muhammad im Spiegel seiner Gemeinschaft im frühneuzeitlichen und modernen Islam

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Asienbezogene Wissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320992617
 
Die Verbindung zum Propheten wird von allen Individuen und Gemeinschaften geteilt, die sich als Muslime definieren, ob Sunniten oder Schi'iten, buchstabengläubig oder eher allgemein am Geist des Islam orientiert, ob islamische Reformisten oder Säkulare. Als Vorbild persönlichen Eifers und normativen Handelns, als Quelle für Erlösung, kulturellen Stolz und Selbstermächtigung ist der Prophet dauerhaft unter den Gläubigen präsent. Das schließt eschatologische Vorstellungen ein, die in ihm die Anfänge des Islam (oder sogar den Beginn der geschaffenen Welt) mit der Gegenwart und dem Ende der Zeiten verbinden. Die überlieferten Aussprüche des Propheten sprechen in metahistorischer Unmittelbarkeit direkt zu den Gläubigen und versprechen Segen und manchmal Sieg für alle, die seiner Sunna folgen. Ausgehend von spätmittelalterlichen Mustern der Frömmigkeit traten Person und Bild des Propheten seit den Anfängen der Frühen Neuzeit (ca. 1450) bei Sunniten wie Schi'iten zunehmend in den Mittelpunkt der persönlichen und kollektiven Bemühungen zur Stärkung des Individuums und der Erneuerung islamischer Kultur und Herrschaft. Doch die immer engeren Beziehungen zum Propheten vertieften auch die bestehenden Brüche und Gegensätze innerhalb der muslimischen Gemeinschaft; ebenso die Konflikte mit Nicht-Muslimen, die immer dort an Intensität gewinnen, wo der Prophet und sein Bild auf dem Spiel stehen. Das gemeinsame explorative Vorhaben unserer französisch-deutschen Forschergruppe, die bereits seit mehrerern Jahren engen akademischen Austausch pflegt, zielt darauf ab, die unterschiedlichen Formen der Beziehung zum Propheten zu untersuchen, die zur Formung muslimischer Individualität und zur Entwicklung des kulturellen und politischen Lebens der Muslime in Früher Neuzeit und Moderne wesentlich beigetragen haben; in einer Zeit, die unübersehbar von einer wachsenden Dezentrierung der islamischen Welt geprägt war. Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprogramm soll sich im ersten Jahr (1) auf die Entwicklung der lehrhaften, kulturellen und medialen Repräsentation des Propheten konzentrieren. Im zweiten Jahr (2) soll die Rolle des Propheten als Quelle persönlicher und kollektiver Autorität und (Selbst)ermächtigung untersucht werden. Das dritte Jahre (3) soll sich der Dynamik der individuellen und kollektiven Erfahrungen widmen, die mit der Prophetenfrömmigkeit bis heute verbunden sind. Ziel des Projektes ist, durch eine interdisziplinär vergleichende Exploration die Grundlagen für bessere methodische Zugänge zur Geschichte der Prophetenfrömmigkeit mit ihren religiösen, soziokulturellen und politischen Dimensionen zu schaffen. Das für den Islam typische, aber bisher eher unzureichend erfasste Zusammenspiel von Religion, Gesellschaft und Politik soll an einem der zentralen Bereiche islamischer Kultur beispielhaft erschlossen werden, der in den letzten Jahren in den Mittelpunkt zunehmend globalisierter Konflikte gerückt ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartnerin Privatdozentin Dr. Rachida Chih
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung