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Eine Analyse der Randbedingungen sowie psychophysiologischer Korrelate von Empathie und Hilfeverhalten: Die Rolle des kardiovaskulären Zustands des Helfers sowie der emotionalen Reaktion des Hilfebedürftigen beim Zusammenhang von Empathie und Hilfeverhalten
Antragstellerin
Dr. Claudia Sassenrath
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321135581
Dieses Projekt adressiert zwei innovative Ideen im Zusammenhang mit dem empirisch gut dokumentierten positiven Effekt von Empathie auf Hilfeverhalten (manchmal auch Empathie-Altruismus Hypothese genannt; Batson et al., 1988; Batson, Chang, Orr, & Rowland, 2002; siehe Batson & Shaw, 1991, für eine Übersicht). Genauer gesagt wird überprüft, ob Empathie mit einer hilfebedürftigen Person nur zu dann zu verstärktem Hilfeverhalten führt, wenn die hilfebedürftige Person mit Trauer angesichts ihres Leids reagiert und nicht mit einer anderen negativen Emotion wie z.B. Wut. Darüber hinaus betrachtet das Projekt eine Determinante des Empathie-Hilfeverhalten Zusammenhangs, der bisher noch nicht untersucht wurde: der affektiv-motivationale Zustand des Helfers, der mittels psychophysiologischer Maße (Impedanzkardiographie) erfasst wird. Dementsprechend untersucht dieses Projekt zum ersten Mal eine soweit vernachlässigte Randbedingung für das Auftreten des Empathie-Hilfeverhalten Zusammenhangs: die emotionale Reaktion der hilfebedürftigen Person. Zudem ermöglicht die Anwendung des biopsychosozialen Modells (Blascovich & Tomaka, 1996) auf Empathie die Erfassung des affektiv-motivationalen Zustands des Helfenden während der Verarbeitung von Informationen über die hilfebedürftige Person in der konkreten Hilfesituation. Dies stellt einen methodologischen Fortschritt im Vergleich zu bisheriger Forschung dar, welche den Zustand des Helfenden meist im Selbstbericht erfasste, welcher wiederum anfällig für Verzerrungen ist (Nisbett & Wilson, 1977; Orne, 1962). Die Anwendung von Impedanzkardiographie adressiert allerdings nicht nur die methodischen Nachteile des Selbstreports, sondern erlaubt auch Rückschlüsse darüber, wie Empathie mit einer leidenden Person vom Helfenden empfunden wird. Auf diese Weise kann geklärt werden, warum Empathie zu Hilfeverhalten führt; aus echt altruistischen Motiven, oder weil es ermöglicht, einen unangenehmen Zustand für denjenigen, der sich mit dem Leid einer anderen Person befasst, zu beenden. Im Detail untersucht dieses Projekt die Hypothese, dass Empathie mit einer traurigen hilfebedürftigen Person zu einem Zustand der Herausforderung (und nicht der Bedrohung) beim Helfenden führt, was wiederum mit verstärktem Hilfeverhalten einhergeht. Ein potentieller Helfer verfügt üblicherweise über mehr Ressourcen als die hilfebedürftige Person. Zudem liefert die Emotion Trauer dem Helfenden weitere Informationen darüber, wie die hilfebedürftige Person ihre eigenen Bewältigungsressourcen einschätzt: Trauer geht mit der Bewertung einher, der Situation nicht gewachsen zu sein, wohingegen Ärger die Einschätzung, die Situation bewältigen zu können, impliziert (Frijda, 1986; Frijda, Kuipers, & Ter Schure, 1989). Aktives Hilfeverhalten sollte eher aus einem Zustand der Herausforderung als der Bedrohung beim Helfenden resultieren, weil Bedrohung mit Vermeidungstendenzen einhergeht (z.B. Pérez-Edgar, et al., 2010).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande
Mitverantwortliche
Professor Dr. Johannes Keller; Dr. Stefan Pfattheicher
Kooperationspartner
Professor Dr. Kai Sassenberg; Dr. Daan Scheepers