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Eine Analyse der Randbedingungen sowie psychophysiologischer Korrelate von Empathie und Hilfeverhalten: Die Rolle des kardiovaskulären Zustands des Helfers sowie der emotionalen Reaktion des Hilfebedürftigen beim Zusammenhang von Empathie und Hilfeverhalten

Antragstellerin Dr. Claudia Sassenrath
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321135581
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Projekt adressierte zwei innovative Ideen im Zusammenhang mit dem empirisch gut dokumentierten positiven Effekt von Empathie auf Hilfeverhalten. Zum einen wurde untersucht, ob Empathie mit einer hilfebedürftigen Person nur dann zu verstärktem Hilfeverhalten führt, wenn die hilfebedürftige Person mit Trauer angesichts ihres Leids reagiert und nicht mit einer anderen negativen Emotion wie z.B. Wut. Trauer geht mit der Bewertung einher, der Situation nicht gewachsen zu sein, wohingegen Ärger die Einschätzung, die Situation bewältigen zu können, impliziert. Darüber hinaus betrachtete das Projekt den affektiv-motivationalen Zustand des Helfers als eine Determinante des Empathie-Hilfeverhalten Zusammenhangs, der bisher noch nicht untersucht wurde. Dieser wurde insbesondere mittels psychophysiologischer Maße (Impedanzkardiographie) basierend auf der Anwendung des biopsychosozialen Modells erfasst und erlaubt Rückschlüsse auf den affektiv-motivationalen Zustand des Helfenden während der Verarbeitung von Informationen über die hilfebedürftige Person in der konkreten Hilfesituation. Dies stellt einen methodologischen Fortschritt im Vergleich zu bisheriger Forschung dar, welche den Zustand des Helfenden meist im Selbstbericht erfasste, welcher wiederum anfällig für Verzerrungen ist. Die Anwendung von Impedanzkardiographie adressiert allerdings nicht nur die methodischen Nachteile des Selbstreports, sondern erlaubt auch Rückschlüsse darüber, wie Empathie mit einer leidenden Person vom Helfenden empfunden wird. Auf diese Weise kann geklärt werden, warum Empathie zu Hilfeverhalten führt; aus echt altruistischen Motiven, oder weil es ermöglicht, einen unangenehmen Zustand für denjenigen, der sich mit dem Leid einer anderen Person befasst, zu beenden. Aus diesem Projekt resultierten unterschiedliche Publikationen. Zum einen konnte gezeigt werden, dass Empathie mit einer traurigen hilfebedürftigen Person zu einem Zustand der Herausforderung (und nicht der Bedrohung) beim Helfenden führt und dass Empathie mit körperlichen Veränderungen, welche mit Aktivierung und Annährung assoziiert sind, zusammenhängt. Darüber hinaus zeigte eine weitere Arbeit systematisch die Verzerrung von Ergebnissen hinsichtlich des Zusammenhangs von Empathie und Hilfeverhalten, wenn in diesem Kontext lediglich Selbstberichtsmaße eingesetzt werden. In einer weiteren Übersichtsarbeit wird der Zusammenhang von Empathie und tatsächlichem Hilfeverhalten in unterschiedlichen Bereichen (z.B. Hilfeverhalten im interpersonalen Bereich, im Gesundheitsbereich, im Bereich von Umweltverhalten) kritisch diskutiert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2019). It's a challenge! Empathizing with sad but not with angry individuals results in cardiovascular reactivity consistent with a challenge motivational state. Emotion, 19, 982-991
    Sassenrath, C., Wagner, M., Keller, J., & Sassenberg, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/emo0000515)
  • (2020). “Let Me Show You How Nice I Am”: Impression Management as Bias in Empathic Responses. Social Psychological and Personality Science, 11, 752–760
    Sassenrath, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1948550619884566)
  • (2021). Inducing empathy affects cardiovascular reactivity reflected in changes in high-frequency heart rate variability. Cognition & Emotion, 35, 393-399
    Sassenrath, C., Barthelmäs, M., Saur, J., & Keller, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/02699931.2020.1826910)
  • (2021). The potential and limitations of empathy in changing health-relevant affect, cognition and behaviour. European Review of Social Psychology, 1-34
    Sassenrath, C., Diefenbacher, S., Pfattheicher, S., & Keller J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/10463283.2021.1963590)
 
 

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