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Nyang Ral und seine Kodifizierung der rNying ma-Literatur und -Rituale. Eine Untersuchung tibetischer Originalquellen zur Formationsphase des tibetischen Buddhismus (10.-12. Jh.).

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321318377
 
Das 12. Jahrhundert markiert einen durch drei bedeutende Entwicklungen gekennzeichneten Wendepunkt in der Formationsphase tibetischer Religion, aus der die uns heute bekannten Formen hervorgingen: (i) eine umfassende Neudarlegung der frühesten, im 8./9. Jahrhundert durch tibetische Könige eingeführten, buddhistischen Traditionen; (ii) eine umfangreiche Neugestaltung der indigenen nicht-buddhistischen Bön-Religion; (iii) die Schaffung neuer buddhistischer Traditionen auf der Grundlage weiterer Übersetzungen aus Indien. Diese drei können als unterschiedliche Aspekte des gleichen Erneuerungsprozesses verstanden werden, als Tibet aus einer langen chaotischen Phase infolge des Zusammenbruchs des Großkönigreiches wiederauftauchte. Die wichtigsten Akteure jeder dieser Entwicklungen standen häufig in engem Kontakt miteinander. Im Zentrum dieses Projektes steht die erste Entwicklung, die umfassende Neudarlegung der frühesten buddhistischen Tradition Tibets. Die als Nyingma bekannte Tradition zeichnet sich durch besondere Merkmale aus: den indischen Tantrismus an tibetische Narrative und Kultur anzupassen und einen offenen schriftlichen Kanon durch Offenbarungen und Wiederentdeckungen fortwährend zu ergänzen. Zu den bemerkenswertesten Vermächtnissen der Nyingma zählen das System vererbbarer religiöser Autorität und die zentrale Gottheit Dorje Phurpa. Die Neudarlegung der Nyingma im 12. Jahrhundert ist so einzigartig, da sie von den Aktivitäten einer außergewöhnlichen Person abhing, von Nyang ral Nyi ma'i 'od zer (1124 bis 1192). In seinem 13 Bände umfassenden Meisterwerk Kagye Deshek Dupa (bKa' brgyad bde gshegs 'dus pa) kodifiziert er den Nyingma Tantrismus in eine noch heute verwendete Vorlage. Historiker bezeichnen die erst die Zeit nach Nyang ral als vollständig ausgebildete Nyingma Tradition. Obwohl das Kagye Deshek Dupa bahnbrechend ist, ist es unerforscht; diese Forschungslücke beabsichtigt dieses Projekt zu schließen. Da die Textsammlung zu umfangreich für ein einzelnes Projekt ist, wird der Fokus auf dem der Nyingma Gottheit Dorje Phurpa gewidmeten Teil liegen (250 Seiten). Die Auswahl ergibt sich aufgrund früherer Forschungen der Projektbearbeiter Cantwell und Mayer, die bereits drei Monographien zum Thema veröffentlicht haben. Ganz zentral ist ferner, dass Cantwell und Mayer jüngst in den Dunhuang Handschriftensammlungen zweifelsfrei die Quellenmaterialen aus dem 10. Jahrhundert entdeckten, die Nyang ral als Grundlage gedient haben, auf der er die zentalen Teile seiner Dorje Phurpa-Kodifizierung konstruierte. Kurzum, die Zielsetzung des Projektes ist es, Nyang rals Rekonstruktion des Dorje Phurpa philologisch, historisch, soziologisch, ideologisch und doktrinär aufgrund früherer Materialen zu verstehen und die Auswirkungen seines Vermächtnisses für spätere Generationen von Tibetern nachzuzeichnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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