Detailseite
Lebensrückblicktherapie für Holocaust-Überlebende: Eine randomisierte kontrollierte Studie
Antragsteller
Professor Dr. Simon Forstmeier
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321729403
Der Holocaust war eine der schlimmsten Katastrophen überhaupt. Überlebende, die heute mit mehr als 70 Jahren psychotherapeutische Hilfe suchen, erleben die Belastung der Vergangenheit vermehrt mit depressiver, ängstlicher Stimmung auf dem Hintergrund einer zugrundeliegenden Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Etablierte psychologische Therapieformen für PTBS (z. B. kognitive Verhaltenstherapie, psychodynamische Therapien) wurden bisher hauptsächlich mit jungen und mittelalten Erwachsenen untersucht, ganz selten nur im höheren Lebensalter. Keine einzige kontrollierte Studie existiert, in der sie bei Holocaust-Überlebenden angewendet werden. Außerdem gibt es dringenden Bedarf nach einer alters-spezifischen Behandlung von PTBS und assoziierter Syndrome. Ein narrativer Ansatz mit einem Lebensrückblick und narrativer Exposition begegnet sehr gut dem natürlichen Bedürfnis älterer Menschen, auf ihr Leben zurück zu blicken, und ist zudem nachgewiesener Weise hochwirksam. Allerdings fokussieren die meisten Studien zur Wirksamkeit der Lebensrückblicktherapie (LRT) Depressionen im Alter. Es gibt keine Wirksamkeitsstudie, die die Wirkung von LRT auf PTBS-Symptome bei Älteren evaluiert, die während ihres Lebens traumatische Ereignisse erleben mussten. Daher ist das Hauptziel dieser Studie, die Wirksamkeit der LRT für Holocaust-Überlebende auf Symptome einer PTBS und verbundener psychischer Syndrome (Depression, Angst, anhaltende Trauer) zu evaluieren, verglichen mit einer unterstützenden Kontrollgruppe. Ein zweites Ziel ist, die Merkmale von Teilnehmern zu identifizieren, die sie besonders von der Intervention profitieren lassen. Es handelt sich um eine randomisierte, kontrollierte Studie mit Holocaust-Überlebenden mit einer oder mehreren Trauma-bezogenen Störungen. LRT besteht aus 20 Sitzungen über 6 Monate. Vor und nach der Therapiephase werden die Teilnehmer in beiden Bedingungen untersucht. Das Follow-up wird 6 Monate nach Therapieende stattfinden. Eine Stichprobengröße von 80 wird benötigt. Der israelische Projektpartner ist Prof. Danny Brom (Universität Jerusalem), der ein Pionier in der psychologischen Traumabehandlung ist. Diese Studie kombiniert seine Expertise mit der alters-spezifischen LRT. Er und sein Team kooperieren mit Amcha, dem Nationalen israelischen Zentrum für psychosoziale Unterstützung für Überlebende des Holocaust und die zweite Generation. Ungefähr 7000 Holocaust-Überlebende werden derzeit von Amcha versorgt. Die Teilnehmer dieser Studie werden aus 6 Amcha-Zentren rekrutiert und von erfahrenen Psychotherapeuten mit einem speziellen Training in LRT behandelt. Wirksame Interventionen für Trauma-bezogene Störungen bei Älteren sind von großer Wichtigkeit, auch weil die Wahrscheinlichkeit einer Traumatisierung mit dem Alter zunimmt. Gerade weil diese Studie mit dieser Gruppe mehrfach-traumatisierter Menschen durchgeführt wird, sind wir davon überzeugt, dass sich die Ergebnisse leicht auf andere Stichproben übertragen lassen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel, Schweiz
Kooperationspartner
Dr. Martin Auerbach; Professor Dr. Andreas Maercker
ausländischer Mitantragsteller
Professor Dr. Danny Brom