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Perzeptuelles Ankern als Starthilfe beim Wortlernen: Kombinierte neurale und Verhaltensmessungen
Antragstellerin
Professorin Dr. Claudia Männel
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321815895
Dieses Forschungsvorhaben zielt darauf ab, die Rolle des perzeptuellen Ankerns als unterstützenden Lernmechanismus im frühkindlichen Lexikonerwerb zu evaluieren. Perzeptuelles Ankern ist ein grundlegender Mechanismus der menschlichen Wahrnehmung, der auf Wiederholungen im Lernumfeld basiert: Verarbeitet ein Hörer neue Informationen, profitiert er von Wiederholungen im akustischen Umfeld, aufgrund welcher interne Referenzen als Vergleichsgrundlage für die Klassifikation neuer akustischer Informationen erzeugt werden. Ich postuliere, dass im Lexikonerwerb Wiederholungen von akustischen Mustern (d.h. perzeptuelle Anker) den Aufbau klangbasierter lexikalischer Repräsentationen unterstützen, die ihrerseits als Anker den Erwerb neuer Wörter erleichtern. Um diese Hypothesen zu testen, wird perzeptuelles Ankern zunächst in der non-linguistischen Domäne (d.h. Tonhöhenverarbeitung) bei Kindern im Alter von 3-6 Monaten untersucht. Anschließend wird der Mechanismus des perzeptuellen Ankerns auf linguistische Prozesse übertragen, indem bei Kindern im Alter von 6-14 Monaten der Lerntransfer von der akustischen auf die phonologische Verarbeitungsebene und von der phonologischen auf die lexikalische Ebene getestet wird. In einem Lern-Test-Paradigma werden zum Beispiel während des Lernens Silben in einer Referenzbedingung und einer Nichtreferenzbedingung präsentiert. In der anschließenden Testphase wird die Verarbeitung von Pseudowörtern, die entweder die vorher präsentierten Silben oder neue Silben beinhalten, evaluiert. Erleichtert perzeptuelles Ankern den Silben-Wort-Lerntransfer, sind nicht nur ausgeprägtere Hirnantworten auf die Wörter mit bereits bekannten Silben zu erwarten (Wiedererkennungseffekt), sondern auch stärke Reaktionen auf die bekannten Silben, die vorher unter Referenzbedingungen präsentiert wurden (Ankereffekt). Weil Verhalten im frühen Kindesalter schwierig zu erfassen ist, finden entwicklungsadäquate neurowissenschaftliche Methoden Anwendung, die eine zeitliche und räumliche Analyse der Hirnreaktionen für Anker- und Wiedererkennungseffekte ermöglichen. Als externe Validierung werden diese neuralen Maße im Längsschnitt zum späteren Wortschatz dieser Kinder in Beziehung gesetzt. Das aktuelle Forschungsvorhaben wird mit der Evaluierung des perzeptuellen Ankerns als Lernmechanismus im Lexikonerwerb wesentlich zu einem besseren Verständnis der enormen Lernfähigkeit von Kindern in der frühen Sprachentwicklung beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Hellmuth Obrig