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Natura als kosmische und politische Ordnungsinstanz bei Alanus ab Insulis und in der lateinischen sowie volkssprachlichen Rezeption
Antragstellerin
Professorin Dr. Beate Kellner
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228265259
Ziel des Projekts ist erstens, die Konstruktion und Funktion der Natura als zentraler politischer Ordnungsinstanz in den poetischen Texten des Alanus ab Insulis (Alain de Lille) neu zu untersuchen und stärker als bisher auf die ihr innewohnende Komplexität als philosophisch überformte, politisierte und literarisch konstruierte Größe transparent zu machen. Die Funktion Naturas im Rahmen einer kosmischen Ordnung, deren Verfall sie im Planctus beklagt und im Anticlaudian neu konstituiert, ist eng mit einem philosophisch-theologischen Modell verbunden, dessen eminent politische Dimension sich in beiden Werken in einer bislang nicht aufgearbeiteten politischen Bildsprache und Metaphorik niederschlägt. De planctu Naturae und Anticlaudian sollen im Projekt von daher in einem innovativen diskursgeschichtlichen Ansatz analysiert werden, der (a) die Verbindungen der beiden Werke zur zeitgenössischen Naturphilosophie im Umkreis der sog. ¿Renaissance des 12. Jahrhunderts¿ neu beleuchtet; (b) erstmals die zeitgenössischen klerikalen literarischen und nicht-literarischen Diskurse über Liebe, Sexualität und Begehren als wichtigen Referenzraum aufweist; sowie (c) die in der bisherigen Forschung noch bei weitem zu wenig beachtete poetische Machart der Texte literaturwissenschaftlich untersucht. Zusammengenommen soll über die Verbindung dieser Perspektiven eine präzisere wissens- und literaturgeschichtliche Einordnung und damit Neupositionierung des Alanschen Werks und seines Naturkonzepts auch in seinen politischen Dimensionen erreicht werden. Vor diesem Hintergrund gilt es zweitens, sowohl die lateinische wie vor allem auch die deutschsprachige Rezeption der in ihrer Wirkung kaum zu überschätzenden poetischen Texte Alans neu zu betrachten. Dabei soll es weniger um das Nachzeichnen quellengeschichtlicher und traditionsgeschichtlicher Bezüge gehen, worauf in der älteren Forschung ein wichtiger Akzent lag, sondern vor allem um Fragen der konzeptuellen Verlagerungen, welche die Natura Alans und ihre politischen Dimensionen einerseits im gelehrt-lateinischen Bereich erfährt und andererseits in der deutschen Volkssprache.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen