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Die adaptive Bedeutung von sozialer Information bei Ameisen mit Tandem-Rekrutierung

Antragstellerin Professorin Dr. Susanne Foitzik, seit 2/2020
Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Evolution, Anthropologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321968610
 
Soziales Lernen erlaubt es vielen Tieren lokal adaptives Verhalten zu erwerben. Trotzdem ist es weiterhin unklar, wann genau soziales Lernen Vorteile gegenüber individuellem Lernen hat. Während soziales Lernen eine Möglichkeit bietet auf risikoarme und kostengünstige Weise Informationen zu erwerben, entsteht dadurch auch die Möglichkeit veraltete, unzuverlässige und sogar maladaptive Information zu erwerben. In einer im Jahr 2010 in Science publizierten Studie haben Rendell et al. die Auswirkungen verschiedener Lernstrategien unter variierenden ökologischen Bedingungen gestet und herausgefunden, dass soziales Lernen in praktisch allen ökologischen Situationen überlegen war. Diese Resultate waren überraschend, weil sie der weitverbreiteten Annahme widersprachen, dass soziales Lernen wichtige Nachteile hat, wie z.B. die Erwerbung von Information von geringem Wert. Allerdings haben die Autoren der Studie keine empirischen Daten geliefert, die ihre theoretischen Schlussfolgerungen unterstützt hätten. Bisher hat es sich als schwierig herausgestellt, empirische Daten zum relativen Wert von sozialem Lernen zu sammeln und zu interpretieren. Seit fast einem Jahrhundert wird Kommunikation bei sozialen Insekten untersucht, aber erst in den letzten Jahren wurden Versuche unternommen die Erkenntnisse dieser Forschung im Licht der Theory des sozialen Lernens zu interpretieren. Viele Ameisenarten verwenden Tandemlaufen um Nestkameradinnen zu wichtigen Resourcen zu rekrutieren. Dabei geleitet eine informierte Ameise eine meist naive Nestkameradin vom Nest zu einer Futterquelle oder einem neuen Nest. Tandemlaufen kann uns dabei helfen, die Vor- und Nachteile von sozialer Information, sowohl für einzelne Ameisen, wie auch für die Kolonie, besser zu verstehen. Dieses Projekt schlägt vor, Ameisenarten mit Tandem-Rekrutierung zu verwenden um allgemeine Vorhersagen der Theory des sozialen Lernens zu testen. Im Besonderen soll die Vorhersage des Rendell et al. (2010) Modells getested werden, dass soziales Lernen zu lohnenderen Verhaltensweisen führt als individuelles Lernen. Wir planen diese Themen im Labor und in Feldversuchen mit der europäischen Art Temnothorax nylanderi und der südamerikansichen Art Neoponera verenae zu untersuchen. Folgende 5 Fragen sollen untersucht werden: (i) Wie häufig sind soziales und individuelles Lernen während der Futtersuche bei diesen beiden Arten? (ii) Wie beeinflusst soziales Lernen den Sammelerfolg einer Ameise und wie hängt dieser Erfolg von der Häufigkeit und Variabilität der Futterquellen ab? Wie wichtig ist soziales Lernen für den Sammelerfolg der ganzen Kolonie? (iv) Wechseln einzelne Individuen häufig von einer Form des Lernens zur anderen oder gibt es grundsätzliche Unterschiede zwischen Individuen in ihrere Tendenz entweder sozial oder individuell zu Lernen? (v) Hängen individuelle Unterschiede in der Präferenz für soziales Lernen von der Morphologie der Ameisen ab?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Christoph Grüter, Ph.D., bis 1/2020
 
 

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