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Der Einfluss lokaler kortikaler Oszillationen und verteilter Konnektivitätsnetzwerke auf multisensorische Wahrnehmung

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322153109
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Informationen aus unserer Umwelt, die wir über unser sensorisches System empfangen, werden von uns fortlaufend überwacht und zu einer subjektiv kohärenten Wahrnehmung integriert. Eine Reihe von empirischen Befunden der letzten Jahre hat Hinweise darauf geliefert, dass der aktuelle funktionelle Zustand des Gehirns die Reizverarbeitung, und damit die Wahrnehmung beeinflusst. So lieferten elektrophysiologische Studien Hinweise darauf, dass fortlaufende Oszillationen eine wichtige Rolle für die Integration und bewusste Wahrnehmung von multisensorischen Reizen spielen. Die Ausgangsfrage des vorliegenden Antrags war es, wie sich fortlaufende Oszillationen auf die Integration und Wahrnehmung bevorstehender multisensorische Reize auswirken, und wie Aufmerksamkeit und Erwartungen fortlaufenden Oszillationen, und damit die bewusste Wahrnehmung, beeinflussen. Um diese Frage zu beantworten, wurden insgesamt sechs Experimente geplant, von denen sich drei mit der Sound-Induced-Flash Illusion (SIFI), und drei mit der Ventriloquist Illusion (VI) beschäftigen sollten. Das erste Paradigma zeigt dabei einen Einfluss auditorischer Information auf visuelle Wahrnehmung, das zweite Paradigma den umgekehrten Einfluss visueller Information auf auditorische Wahrnehmung, in beiden Fällen anhand kurzer Töne und Punkte. Zusätzlich sollten in den Experimenten zeitliche Erwartungen durch visuelle Hinweisreize oder Veränderungen der Aufmerksamkeit durch ablenkende Aufgaben manipuliert werden. In allen Experimenten sollte die Aktivität des Gehirns vor und während der Reizverarbeitung mittels elektrophysiologischer Messungen von der Kopfoberfläche (Experimente 1-4), oder direkt von der Oberfläche des Gehirns (Experimente 5 & 6) erhoben werden. Das zentrale Ergebnis des Projektes ist, dass multisensorische Wahrnehmung ein dynamischer Prozess ist, der sich entsprechend des experimentellen Kontextes und in Abhängigkeit der vorhandenen kognitiven Ressourcen verändert. Während die lokale Erregbarkeit der sensorischen Verarbeitungsgebiete des Gehirns vor allem eine Rolle für die frühe Reizverarbeitung spielt, hängt die Integration komplexer Informationen von kognitiven Prozessen ab. So verändert sich der Einfluss der visuellen Information auf die auditorische Wahrnehmung in der VI in Abhängigkeit von Top-Down Kontrollmechanismen. Auch in der SIFI wird der Einfluss auditorischer Information auf visuelle Wahrnehmung größer, wenn die kognitiven Ressourcen stark beansprucht werden, was sich in einer zusätzlichen Aktivierung von Top-Down Kontrollmechanismen widerspiegelt. Entgegen den Vorhersagen ließen sich Befunde zu den neuronalen Mechanismen der Ventriloquist Illusion nicht replizieren. Dies führte dazu, dass nicht alle Experimente zu diesem Paradigma durchführt werden konnten, und dies sollte in zukünftigen Studien weiter untersucht werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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