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Die Herausbildung kollektiver Einstellungen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322895046
 
Das Projekt möchte eine Brücke schlagen zwischen den beiden in Philosophie und formaler Ökonomie vorherrschenden Paradigmen zur Bildung kollektiver Einstellungen: Dem deliberativen dem aggregativen Ansatz. Oft werden Gruppen ohne weiteres Hinterfragen eigenständige Präferenzen und Urteile zugeschrieben. Eine Jury z.B. kann einen Angeklagten für schuldig halten oder ein Vorstand eines seiner Mitglieder für nicht mehr tragbar. Aus deliberativer Sicht entstehen derartige Gruppenurteile durch Konsens, gefunden in einem Prozess des strukturierten Meinungsaustausches. Im aggregativen Ansatz hingegen, entstehen derartige Gruppenurteile durch Aggregation potentiell divergierender Individualurteile, z.B. durch ein formales Wahl- oder Abstimmungsverfahren.Deliberation und Aggregation sind zwei verschiedene Phasen in der Ausbildung kollektiver Einstellungen. Dabei können Deliberationsphasen nicht endlos andauern. Wo Uneinigkeit fortbesteht, mag eine Aggregation der divergierenden Einzelurteile durch z.B. Wahlen der einzige Weg sein, zu einem kollektiven Ergebnis zu gelangen. Die Deliberation über und die Aggregation von Einzelurteilen sind also nicht als konkurrierende, sondern im Gegenteil als sich ergänzende Prozesse zu verstehen. Dennoch wurden sie bis heute meist getrennt voneinander untersucht. Dies schränkt die Aussagekraft und Ergiebigkeit beider Ansätze stark ein. So wird in der Literatur oft argumentiert, dass Deliberation und Aggregation einander befruchten können. Deliberationsprozesse beispielsweise können zyklische Präferenzstrukturen in Gruppen auflösen. Umgekehrt können Aggregationsprozesse auch davon profitieren, dass sich durch Deliberation Phänomene wie Meinungscluster ausprägen die eine spätere Aggregation vereinfachen.Ziel des Projektes ist zu erforschen, wann und wie deliberative und aggregative Methoden kombiniert werden können, um bestehende Prozesse der Ausbildung kollektiver Einstellungen zu optimieren oder neu zu entwickeln. So untersucht das Projekt einerseits, wie Deliberation besser auf eine spätere Aggregation der Urteile hinwirken kann, andererseits wie Aggregations-Modelle die Ergebnisse vorangehender Deliberationsprozesse besser nutzen können.Gegenwärtig gibt es in Frankreich und Deutschland eine außergewöhnlich hohe Konzentration an führenden Wissenschaftler, die zu Fragen der Aggregation von Präferenzen und Deliberationsprozessen forschen. Diese besonderen Voraussetzungen möchten wir mit dem Projekt nutzen, um eine Brücke zwischen diesen Ansätzen zu schlagen. Forscher aus beiden Ländern werden dabei zu drei Themenbereichen arbeiten: Die ersten beiden Bereiche widmen sich Problemstellungen im Kontext des Deliberationsansatzes bzw. des Aggregationsansatzes. Der dritte Bereich arbeitet die Ergebnisse aus philosophischer Perspektive und im Hinblick auf Anwendungsmöglichkeiten auf.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Mitverantwortlich Professor Dr. Mikael Cozic
 
 

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