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Paläoklima und -umwelt des Schwarzen Meeres während des vorletzten Glazials - Rekonstruktionen an lakustrinen Sedimenten
Antragstellerin
Dr. Antje Wegwerth
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323005359
Das Schwarze Meer reagiert sowohl auf glazial-interglazialen als auch auf vergleichsweise kurzfristigen, tausendjährigen Zeitskalen sehr sensibel auf globale Klimaschwankungen. Neuere Arbeiten haben deutlich gezeigt, dass sich die sogenannte Dansgaard-Oeschger (DO) Klimavariabilität während der letzten Eiszeit (den marinen Isotopenstadien (MIS) 2-4, 20-64 ka BP) auch auf das regionale Klima und die Umweltbedingungen des damals isolierten Schwarzmeer-See ausgewirkt haben. Diese Beobachtungen spiegeln somit eine enge atmosphärische Wechselwirkung zwischen dem Nordatlantik und dem Eurasischen Kontinent wider. Obwohl eine DO-ähnliche Klimavariabilität auch während des vorletzten Glazials (MIS 6; 130-180 ka BP) anzunehmen ist, gibt es bisher keine quantitativen kontinentalen Temperaturrekonstruktionen, um diese engen Wechselwirkungen auch für das MIS 6 belegen zu können. Während der Ausfahrt MSM 33 im Jahre 2013 mit dem FS Maria S. Merian in das südöstliche Schwarze Meer wurden einzigartige Sedimentkerne gewonnen, die vermutlich bis zu 180 ka in die Vergangenheit reichen und somit das gesamte MIS 6 umfassen. Im Rahmen dieses Projektes soll daher erstmals und in hoher zeitlicher Auflösung das Paläoklima und die regionalen Umweltbedingungen während des MIS 6 im damalig isoliertem Schwarzmeer-See rekonstruiert werden. Ein im Rahmen unserer Vorarbeiten im MIS 3 erfolgreich durchgeführter Multi-Proxy-Ansatz, der u.a. organische Biomarker, die Geochemie von Ostrakoden, und Haupt- und Spurelementgeochemie des Gesamtsediment beinhaltet, soll dabei für die folgenden drei Hauptziele genutzt werden:1. Die Rekonstruktion der regionalen Klimatrends und kurzfristiger DO-ähnlicher Klima- und Umweltschwankungen.2. Die Charakterisierung der hydrologischen Veränderungen, die möglicherweise mit der bedeutenden Fleuve Manche-Schmelzwasserphase (ca. 150-160 ka BP) des Fennoskandischen Eisschildes einhergehen.3. Ein Vergleich der letzten beiden glazialen Maxima soll eine Abschätzung ermöglichen, wie stark die Größe des Fennoskandischen Eisschildes und die damit verbundenen atmosphärischen Zirkulationsmuster, die Klima- und Umweltveränderungen in der anatolischen und östlichen Mittelmeer-Region beeinflusst haben.Die Erweiterung der Datensätze um Pollen- und Dinoflagellatenvergesellschaftungen sowie O- und Sr-Isotope von Ostrakoden ist durch bestehende Kooperationen sichergestellt. Diese Daten werden einen Einblick in Veränderungen von Salzgehalt und Produktivität im limnischen Schwarzen Meer geben, aber auch helfen Schmelzwasserquellen sowie Vegetationsänderungen in Nordostanatolien zu identifizieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Helge W. Arz