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Ein verborgener Schatz: Ökologische Erkenntnisse aus „propagule banks“ benthischer Foraminiferen in Küstenlebensräumen von Korfu (Ionisches Meer)

Antragstellerin Dr. Anna Weinmann, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Paläontologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323009980
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt „Ein verborgener Schatz: Ökologische Erkenntnisse aus „propagule banks“ benthischer Foraminiferen in Küstenlebensräumen von Korfu (Ionisches Meer)“ untersuchte die Ökologie und Diversität von Foraminiferen aus dem Flachwasserbereich. Es wurden 200 Arten bestimmt, die spezifische Verbreitungsmuster zeigten: Artgemeinschaften der felsigen Nord- und der sandigen Südküsten Korfus zeigten die größten Unterschiede. Wassertiefe und Vegetation hatten deutlichen Einfluss auf die Art-Zusammensetzungen. In den meisten Sediment-Proben wurde die Art Amphistegina lobifera gefunden, die als invasiv klassifiziert ist. Sobald A. lobifera mit über 20% in einer Probe vorkam, hatte dies negative Auswirkungen auf die Diversität. Insbesondere kleine miliolide, sowie sessile Epiphyten waren deutlich reduziert, da sie die gleichen Lebensräume bewohnen. Diese Entwicklung wurde derzeit allerdings nur in wenigen Proben beobachtet. Trotzdem muss damit gerechnet werden, dass es in der Zukunft zu weiteren Veränderungen der Artgemeinschaften kommen wird. Einige unabhängige Kultivierungsexperimente mit „propagules“ (Juvenilstadien) aus Lagunen von Korfu ermöglichten neue Einblicke in Struktur und Zusammensetzung lokaler propagule banks, sowie in die Reaktionen von Gemeinschaften auf verschiedene Umweltfaktoren: Es zeigte sich, dass propagule-Gemeinschaften zu verschiedenen Jahreszeiten (Frühling und Herbst) unterschiedlich zusammengesetzt waren und dass der Sammel-Zeitpunkt eine Rolle für die Interpretation spielt. Auch die Herkunft aus verschiedenen Lagunen war relevant, selbst bei ähnlichen lokalen Umweltbedingungen. Entgegen der Erwartungen spielten verschiedene Substrate in den Experimenten keine relevante Rolle. Insgesamt hatten höhere Anteile an organischem Material im feinen Sediment einen größeren Einfluss auf die Zusammensetzung. Experimente mit verschiedenen pH-Werten zeigten deutliche Faunen-Unterschiede zwischen höheren (>7.8) und niedrigeren Werten (<7.2). Höhere pH-Bedingungen waren durch eine Dominanz von porzellanschaligen Individuen gekennzeichnet, während agglutinierte Foraminiferen unter niedrigen Bedingungen häufiger wurden. Waren die Gemeinschaften zunächst niedrigen und dann höheren Werten ausgesetzt, wurden sie durch Porzellanschaler dominiert. Interessanterweise war die Sterblichkeit selbst unter niedrigen Bedingungen relativ gering und einige Porzellanschaler überlebten selbst mit beschädigten oder angelösten Schalen. Dies deutet auf ein gewisses Erholungspotential der Gemeinschaften hin. Unter verschiedenen Temperaturen wuchsen unterschiedliche Gemeinschaften heran, was vorherige Studien bestätigt. Foraminiferen wuchsen auch bei 29–36°C, allerdings mit reduzierter Individuenzahl und höherer Sterblichkeit als bei 22°C. Nach einer Re-Kultivierung des Materials bei niedrigeren Temperaturen (22°C und 26°C), zeigten die Gemeinschaften nach wie vor den Einfluss des vorherigen Experiments (29–36°C und 22°C). Flachwasser- Gemeinschaften scheinen es auszuhalten, kurzzeitig hohen Temperaturen ausgesetzt zu sein, aber der Einfluss der Bedingungen wirkt noch über längere Zeiträume auf die Fauna nach. In allen Experimenten wuchsen viele allochthone (ortsfremde) Foraminiferen. Diese deuten auf eine „verborgene“ Diversität in den propagule banks hin, weshalb in einem längeren Experiment mehrere Probenzeiträume analysiert wurde. Dabei kamen morphologische und molekulare Methoden (Metabarcoding) zum Einsatz. In den Ergebnissen zeigten beide Ansätze vergleichbare Muster in den Gemeinschaften, die hauptsächlich durch die Jahreszeiten (Frühling und Herbst) und die Kultivierungsdauer (5, 10, oder 15 Wochen) beeinflusst waren. Durch Metabarcoding war es zum ersten Mal möglich, die Unterschiede zwischen feinerer (<63 µm) und gröberer (>63 µm) Fraktion darzustellen, die sich auch während der Experimente fortsetzte. Dies erlaubt Einblicke in die Mechanismen hinter den schnellen Faunenreaktionen von Foraminiferen auf Umweltveränderungen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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