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Achämenidische Residenzen und ihre "Paradiese". Landschaftsarchäologie im Iran und Kaukasus
Antragsteller
Professor Hans-Peter Bunge, Ph.D., seit 7/2017; Dr. Kai Kaniuth
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323050238
Ganz im Gegensatz zu seiner außerordentlichen historischen Bedeutung für den Vorderen Orient ist das Achämenidenreich (ca. 539-331 v. Chr.) archäologisch außerhalb seiner Kernregion, dem Südwest-Iran, nur schwer fassbar. Dies überrascht auch insofern, als wir aus historischen Dokumenten auf ein engmaschiges, gut organisiertes Verwaltungsnetz schließen dürfen. Wo immer aber achämenidenzeitliche Fundplätze außerhalb Irans erforscht wurden trat die materielle Kultur der Eroberer kaum in Erscheinung, schien regelrecht zurückgenommen in einem Bemühen um kooperative Herrschaft und einem offen zu Schau gestellten Respekt für lokale Traditionen. In den vergangenen 15 Jahren hat sich das Bild achämenidischer Herrschaftsarchitektur durch die Anwendung moderner, Survey- und Prospektionstechniken gewandelt. Im Zentrum des Reiches treten uns die Ausdehnung und interne Gliederung der Hauptstädte Pasargadae und Persepolis Dank des umfassenden Einsatzes geophysikalischer Prospektionsmethoden und gezielter Sondage-Grabungen viel klarer vor Augen. Ihre beeindruckenden Palastanlagen sind nur die sichtbaren Überreste ausgedehnter Städte in urbanisierten Landschaften, die durch weitläufige Gärten und Parks getrennt sind. Ebenso aufsehenerregend war die Entdeckung auch architektonisch und planerisch genuin achämenidischer Verwaltungszentren in der Peripherie, vor allem in Karacamirli, Aserbaidschan. Zusammengenommen deutet sich an, dass die Achämeniden sehr wohl spezifische Formen der Herrschaftsorganisation und -repräsentation entwickelt und diese auch über ihr Kernland hinaus verbreitet hatten. Diese Art der Herrschaftsrepräsentation stellt in der gestalterischen Bedeutung freier Räume im Gefüge einer weitgehend funktionalen Zwecken (Besteuerung, Verwaltung, Machtprojektion) dienenden Bereichen ein Novum dar. Achämenidische Residenzen, die "Paradiese" der klassischen Autoren, die uns nunmehr inner- wie außerhalb des Iran entgegentreten, vereinten Wohn- und Verwaltungszwecke in vorher unbekanntem Maßstab und unter Einbeziehung und Umgestaltung ganzer Landschaften. Um die Gliederungsprinzipien achämenidischer Planung besser verstehen zu können sollen im Rahmen des Projekts fünf Zentren auf unterschiedlichen Hierarchieebenen des Reiches im Iran und Süd-Kaukasus untersucht werden: Pasargadae, Borazjan und Farmeshgan im Iran, Karacamirli und Gumbati im Süd-Kaukasus. Wichtig ist hierbei ein kombinierter Ansatz aus archäologischen, geophysikalischen und geomorphologischen Methoden, dessen Ziel das Verständnis achämenidischer Landschaftsgestaltung im Umfeld repräsentativer Herrschaftsarchitektur steht. Das Projekt baut methodisch auf der intensiven Kooperation und dem Austausch von Expertenwissen zwischen den beiden Gruppen auf. Die Kooperationspartner erwarten daher auch eine wesentliche methodische Weiterentwicklung technischer und interpretativer Möglichkeiten in der Landschaftsarchäologie.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartner
Dr. Sebastien Gondet
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. Jörg Faßbinder, bis 7/2017