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Ökologische Netzwerke und Transfers zwischen Australien, Südasien und Afrika, 1850-1920

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323059362
 
Angesichts der gegenwärtigen Diskussionen um den Erhalt der tropischen Artenvielfalt ist die Geschichte des interkolonialen Artentransfers im imperialen Zeitalter von aktuellem Interesse. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert tauschten europäische Naturwissenschaftler, die in den Kolonien in Australien und Afrika und in Britisch-Indien tätig waren, eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten untereinander aus und experimentierten, ob sie sich in neuen Ökosystemen heimisch machen und züchten ließen. Sie taten dies aus wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen, und um die natürliche Umwelt in Australien, Afrika und Südasien im europäischen Sinne zu kultivieren. Diese in der Forschung bislang kaum beachteten Artentransfers zwischen den drei Kontinenten und die Netzwerke von denen sie getragen wurden, werden im beantragten Projekt analysiert werden. Damit soll die Geschichte des ecological imperialism um eine neue Dimension erweitert werden. Anhand der Korrespondenzen ausgewählter Wissenschaftler wird das Projekt erstens die Netzwerke und Artentransfers zwischen Australien, Afrika und Südasien im Zusammenhang weiterreichender globaler Netzwerke charakterisieren und im Bezug zu den Artentransfers zwischen Kolonien und europäischen Metropolen untersuchen. Zweitens werden im Anschluss an neuere Ergebnisse der Actor-Network-Theory und der animal studies all diejenigen, die an den Transfers beteiligt waren, also europäische Wissenschaftler, nicht-europäische Experten, Tiere und Pflanzen, als Akteure mit jeweils eigener Wirkungsmacht betrachtet werden. Es soll untersucht werden, wie sich im Kontext der Transfers die Beziehungen zwischen den Akteuren veränderten. Es werden Transfers untersucht werden, in denen die Wissenschaftler die Kontrolle über die eingeführten Tier- und Pflanzenarten verloren. Dies wurde besonders deutlich, wenn sich eingeführte Arten ungehemmt vermehrten, bestehende Ökosysteme aus dem Gleichgewicht brachten und deshalb als bedrohlich wahrgenommen wurden. Hierarchien zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren verschoben sich. Alte Gewissheiten von der Beherrschbarkeit der Natur durch den Menschen und der Überlegenheit der europäischen Wissenschaft gerieten ins Wanken. Es wird drittens der Frage nachgegangen werden, inwiefern aus den Erfahrungen vor Ort und dem spezifischen Umweltwissen, das sich im Zusammenhang mit den Artentransfers entwickelte, eine Sensibilität für die Zerstörung von Umwelt und die Gefährdung von Ökosystemen entstand, die frühe Forderungen nach staatlichen Maßnahmen zum Naturschutz nach sich zog. Durch die Analyse des bisher vernachlässigten Artentransfers zwischen Australien, Südasien und Afrika und die Einbeziehung von Tieren und Pflanzen als Akteuren sollen Zentren und Verdichtungspunkte kolonialer Dynamik neu definiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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