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In-vivo-Analyse des mitochondrialen Lebenszyklus in Axonen und Synapsen

Fachliche Zuordnung Molekulare Biologie und Physiologie von Nerven- und Gliazellen
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323061152
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt wurden die zellbiologischen Mechanismen untersucht, die der mitochondrialen Homöostase (‚Mitostasis‘) in Motorneuronen zugrunde liegt. Durch Kombination von Intravitalmikroskopie, korrelierte Ultrastruktur, sowie opto-physiologischer und molekularbiologischer Modifikationen, konnten wir zeigen, dass: 1) Ein wesentlicher Anteil synaptische Mitochondrien in den neuromuskulären Synapses selbst abgebaut wird, was die Massenimbalance im axonalen Transport von Mitochondrien erklärt. 2) Der Abbau von synaptischen Mitochondrien erfolgt in einem spezialisierten Kompartiment am Austrittspunkt (‚Exit point‘) der Synapse, an dem sich eine Akkumulation von Lysosomen und ‚Mitophagosomen‘ findet. 3) Der Austrittspunkt fungiert als ‚Filter‘ für dysmorphe und dysfunktionelle Mitochondrien; daher ist der Anteil der herausgefilterten Mitochondrien erhöht, wenn z.B. im Rahmen von Modelle der amyotrophen Lateralsklerose die mitochondriale Integrität eingeschränkt ist. 4) Das Mitophagie-Adapter-Molekül Optineurin, aber nicht der Pink/Parkin-Abbauweg, am synaptischen Abbau von Mitochondrien am Austrittspunkt beteiligt ist. Unsere neuen Daten erklären damit eine fundamentale Eigenschaft des mitochondrialen Transportes (den systematisch in vielen Experimentalsystemen zu beobachteten Nettotransfer von mitochondrialer Masse in die Peripherie von Neuronen) und damit einen wesentlichen Aspekt der Mitostasis. Zugleich ergeben sich zahlreiche wichtige Fragen für zukünftige Untersuchungen: Welche Prozesse initiieren den synaptischen Abbau, beginnend mit der retrograden Translokation zum synaptischen Austrittspunkt? Was sind die genauen Charakteristika der mitochondrialen Partikel, die dem Abbau zugeführt werden? Gelten ähnlich Prinzipien auch im ZNS, wo die meisten Synapsen en passant lokalisiert sind? Kann die synaptische Mitophagie im Rahmen neurologischer Erkrankungen mit mitochondrialer Dysfunktion reguliert werden, um resultierende neurodegenerative Phänotypen abzumildern? Da mitochondriale Schädigung ein frühes Stadium zahlreicher neurodegenerativer Erkrankungen darstellt, und die Frage, wie postmitotische Nervenzellen ihre Organellen- Homöostase über ihre lange Lebenszeit sicherstellen können, zu den grundlegenden Themen der neuronalen Zellbiologie gehört, erwarten wir, dass die hier dargestellten Ergebnisse einen erheblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung dieses Forschungsgebietes haben werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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