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Infrastrukturen, infrastrukturelle Zusammenarbeit und die Kontinuität in der europäischen Integration: Der Europäische Post- und Fernmeldeverein

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323111632
 
Die historische Forschung geht bisher von der These aus, dass der Zweite Weltkrieg in der Geschichte der europäischen Integration eine Zäsur darstellt. Wenngleich der europäische Integrationsprozess immer öfter in kontinuierliche Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert eingebettet wird, verbleibt der Krieg im Narrativ der Forschung eine Zäsur. Dies möchte das vorliegende Projekt kritisch hinterfragen, indem es die Zusammenarbeit der europäischen Staaten bei der Regulierung grenzüberschreitender Infrastrukturnetze während des Zweiten Weltkriegs untersucht und in die langfristigen Entwicklungen einbettet. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Europäischen Post und Fernmeldeverein gelegt. Diese 1942 auf eine deutsch- italienische Initiative hin gegründete internationale Organisation mit breiter europäischer Mitgliederbasis arbeitete nicht nur zwei Jahre recht stabil, sondern wies vielfältigen Kontinuitäten zu Entwicklungen vor 1939 und nach 1945 auf. Es wird die Ausgangsthese vertreten, dass die europäische Integration in sozioökonomisch zentralen Sektoren der Infrastrukturen, trotz der politischen, ideologischen und militärischen Verwerfungen der Kriegsjahre nicht nur fortgeführt wurde, sondern dass der Krieg sogar eine Katalysatorwirkung hin zu einer Intensivierung der innereuropäischen Zusammenarbeit entfaltete. Die deutsch- französischen Beziehungen spielten in diesem Kontext eine Schlüsselrolle, weil sich das Wechselspiel von Kooperation, Kollaboration und Konkurrenz zwischen beiden Staaten als ein entscheidender Motor der einzelnen Integrationsschritte erwies. In drei interdependente Arbeitsbereiche untergliedert, (1) der Europäische Post und Fernmeldeverein im Krieg, (2) die Kontinuitäten, Diskontinuitäten und Zäsuren im Bereich Post und Fernmelde-wesen und (3) der Vergleich mit anderen Infrastruktursektoren, vermag das deutsch-französische Projekt zu einer partiellen Neubewertung des europäischen Integrationsprozesses und der deutsch-französischen Beziehungen beizutragen. Das Projekt führt sowohl die beiden international führenden Forschungsteams im Bereich der europäischen Infrastrukturgeschichte im Allgemeinen und der Zusammenarbeit im Post und Fernmeldewesen des 20. Jahrhunderts im Speziellen aus Deutschland und Frankreich zusammen, als auch unterschiedliche fachdisziplinäre Forschungsrichtungen wie die deutsch-französische Historiographie und die Europäische Integrationsforschung. Das Projektdesign ermöglicht einen multiperspektivischen Blick auf den Untersuchungsgegenstand und die Aufarbeitung pluraler länderspezifischer Perspektiven auf die komplexen Zusammenhänge. Letztlich soll das Forschungsprojekt auch dazu dienen, institutionelle Strukturen zwischen den Standorten in Deutschland und Frankreich sowie zwischen bestehenden Forschungsnetzen zu schaffen, um so der deutsch-französischen Zusammenarbeit neue inhaltliche wie institutionelle Perspektiven zu eröffnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Dr. Pascal Griset
 
 

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