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Zu einer Theorie der musikalischen Schrift. Ikonische, performative, operative und materiale Aspekte musikalischer Notation(en)

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323246075
 
Thema des im Folgenden skizzierten Forschungsprojekts ist eine Theorie der musikalischen Schrift. In produktivem Wechselspiel einer kritischen Evaluation aktueller Debatten um eine allgemeine Schrifttheorie einerseits und eines quellenbasierten Rekurses auf konkrete musikalische Problemstellungen andererseits bedient sich das Projekt einer disziplinär-interdisziplinären Doppelstrategie. Besonderes Augenmerk liegt dabei zum ersten auf denjenigen historischen, kulturellen und systematischen Kontexten musikalischer Schrift(en), die stärker von der phänomenalen Brüchigkeit medialer Übergänge denn von der (vermeintlichen) Stabilität der modernen europäischen Notenschrift gekennzeichnet sind: So ist die von Phänomenen ältester Aufzeichnungen von Musik ebenso wie die theoretische Reflexion jüngster Notationsexperimente vor der Hintergrund einer zu entwerfenden Theorie der musikalischen Schrift in besonderem Maße lohnend wie die Erforschung von in musikalischen Skizzen und Kompositionsentwürfen, so wie schließlich die Erörterung des spezifischen Textstatus von Aufführungsmaterialen ebenso wie die Diskussion digitaler Möglichkeiten für die deskriptive und präskriptive Aufzeichnung musikalischer Geschehen wichtige Einsichten für eine umfassende Theorie der musikalischen Schrift birgt. Zum zweiten macht sich das Projekt eine epistemologische Verschiebung des Forschungsansatzes und Erkenntnisinteresses innerhalb des interdisziplinär geführten Diskurses über Schrift und Schriftlichkeit zunutze und zieht in der besonderen Aufmerksamkeit für Phänomene der visuellen Präsenz der Schrift, der Materialität des Geschriebenen und der kognitiven und explorativen Bedeutung des Schreibens diejenigen Momente heran, die gleichsam im Inneren des Schriftgeschehens die reine Referentialität musikalischer Schrift als eines bloßen Kommunikationsmediums unterlaufen und neue Facetten der Interpretation des schriftlich fixierten kulturellen Erbes evozieren, ermöglichen und theoretisch fundieren. Im Sinne geistes-, kunst- und kulturwissenschaftlicher Grundlagenforschung begegnet das Projekt damit zwei unterschiedlichen Forschungsdesiderata. Zum einen zielt das Vorhaben darauf, einen bis dato fehlenden Baustein in dem Theoriegebäude des aktuellen Diskurses über den transdisziplinären Gegenstand Schrift zu liefern. Zum anderen zielt das Forschungsprojekt auf eine für zahlreiche musikphilologische, musikanalytische, musiktheoretische und musikhistorische Überlegungen dringend erforderliche theoretische Grundlegung innerhalb der musikologischen Theoriebildung. Ausgehend von ihrer epistemologischen Notwendigkeit fragt das Forschungsprojekt mithin nach der epistemischen Möglichkeit einer grundlegenden Theorie der musikalischen Schrift, die konkret genug sein sollte, um der heterogenen Pluralität der Phänomene adäquat begegnen zu können, gleichzeitig jedoch allgemein genug sein muss, um übergeordnete Aspekte thematisieren zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich, Schweiz
 
 

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