Beurteilung und Therapie der propriozeptiven Funktion nach einem Schlaganfall und ihre Verbindung zur motorischen Erholung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die im Rahmen dieses DFG-Projektes geförderten Studien beschäftigten sich mit der Erfassung propriozeptiver Fähigkeiten und deren Therapie bei Schlaganfall-Patient:innen. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Institute of Robotics and Intelligent Systems der ETH Zürich (Leitung: Prof. Dr Gassert) durchgeführt. In diesem Institut wurde der ETH MIKE (Motor Impairment and Kinesthetic Evaluation) entwickelt. Dieses motor-betriebene Endeffektor-Gerät erlaubt die Evaluation von propriozeptiven und motorischen Fähigkeiten, indem der Zeigefinger eingespannt wird und passive oder aktive Bewegungen des gestreckten Fingers in seinem Grundgelenk erfolgen. In der ersten Studie wurden Gütekriterien wie die Validität und die Test-Retest-Reliabilität des ETH MIKE untersucht. Es zeigte sich eine gute bis exzellente Test-Retest-Reliabilität, eine hohe Diskriminierungs-Validität zwischen Patient:innen und Proband:innnen und eine gute Übereinstimmungs-Validität zwischen dem ETH MIKE und klinischen Tests. In der zweiten Studie erfolgte eine Verlaufsbeobachtung von Schlaganfall-Patienten, die eine stationäre neurologische Rehabilitation durchliefen. Es zeigte sich, dass die Erholung/Verbesserung motorischer und propriozeptiver Fähigkeiten bei 42% der Patient:innen diskrepant verlief und motorische Verbesserungen häufiger auftraten. Evozierte Potentiale konnten vorhersagen, ob eine Funktionsverbesserung im Verlauf eintritt oder nicht. Kernspintomographische Ergebnisse wiesen darauf hin, dass propriozeptive Einschränkungen mit Läsionen im posterioren Teil des kortikospinalen Traktes assoziiert waren. In der dritten Studie wurde der ETH MIKE zur Therapie (13 Therapieeinheiten à 30 Minuten) eingesetzt. Trainiert wurden passive Fingerpositionserkennung und aktive Fingerbewegungen. Der Schwierigkeitsgrad der Übungen wurde der jeweiligen individuellen Leistung angepasst, so dass eine Erfolgsquote von ca 70% während des Trainings bestand. Die Interventionsgruppe schnitt sowohl in Bezug auf motorische als auch propriozeptive Funktionen besser ab als eine historische Kontrollgruppe, die nach einem Case-Control Design ausgewählt worden war. Studienabbrüche (n=2) wiesen aber auch darauf hin, dass das Design des Trainings interessanter gestaltet werden sollte.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Reliable and valid robot-assisted assessments of hand proprioceptive, motor and sensorimotor impairments after stroke. Journal of NeuroEngineering and Rehabilitation, 18(1).
Zbytniewska, Monika; Kanzler, Christoph M.; Jordan, Lisa; Salzmann, Christian; Liepert, Joachim; Lambercy, Olivier & Gassert, Roger
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Design and Preliminary Evaluation of a Robot-assisted Assessment-driven Finger Proprioception Therapy. 2022 International Conference on Rehabilitation Robotics (ICORR), 1-6. IEEE.
Zbytniewska-Megret, Monika; Salzmann, Christian; Ranzani, Raffaele; Kanzler, Christoph M.; Gassert, Roger; Liepert, Joachim & Lambercy, Olivier
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The Evolution of Hand Proprioceptive and Motor Impairments in the Sub-Acute Phase After Stroke. Neurorehabilitation and Neural Repair, 37(11-12), 823-836.
Zbytniewska-Mégret, Monika; Salzmann, Christian; Kanzler, Christoph M.; Hassa, Thomas; Gassert, Roger; Lambercy, Olivier & Liepert, Joachim
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The locations of stroke lesions next to the posterior internal capsule may predict the recovery of the related proprioceptive deficits. Frontiers in Neuroscience, 17.
Hassa, Thomas; Zbytniewska-Mégret, Monika; Salzmann, Christian; Lambercy, Olivier; Gassert, Roger; Liepert, Joachim & Schoenfeld, Mircea Ariel
