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Anaphorizität bei Konnektoren: Von der Korpusanalyse zur lexikalischen Beschreibung und Folgerungen für das Diskursparsing
Antragsteller
Professor Dr. Manfred Stede
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323949969
Diskurskonnektoren zeigen inhaltliche Zusammenhänge (Kohärenzrelationen) zwischen zwei Segmenten eines Textes an, etwa kausale, temporale oder kontrastive Beziehungen. Syntaktisch betrachtet handelt es sich dabei vorwiegend um Konjunktionen und um bestimmte Adverbiale. Während die Konjunktionen auf verschiedenen Beschreibungsebenen gut untersucht sind, bestehen für Diskursadverbiale viele offene Fragen im Hinblick darauf, wie sie ihren Argumenten (den zueinander in Beziehung gesetzten Textsegmenten) zuzuordnen sind und welche Rolle sie beim Aufbau der Diskursstruktur spielen, die ihrerseits dann bei der Textrezeption u.a. für die Auflösung pronominaler Bezüge wichtig ist. Eine zentrale Rolle für unsere Analysen der Diskursadverbiale spielt der Aspekt der Anaphorizität, die bei vielen Konnektoren durch ein pronominales Morphem transparent ist. Das Projekt nimmt eine zweisprachige Perspektive ein und verwendet deutsche, englische sowie bilinguale (parallele) Textkorpora, um im ersten Schritt die Gebrauchsbedingungen dieser Konnektoren zu untersuchen, etwa: Aufgrund welcher Hinweise können Leser Mehrdeutigkeiten auflösen, wenn ein Konnektor unterschiedliche Kohärenzrelationen ausdrücken kann? Unter welchen Umständen und mit welchen Mitteln wird ein Konnektor-Argument beim Lesen "konstruiert", wenn es gar nicht explizit (bzw. nur unvollständig) im Text gegeben ist? Wie bestimmen Leser die Grenzen der beiden verbundenen Textsegmente - unter welchen Umständen sind diese klar gegeben, wann verbleiben sie eher vage, wie es z.B. bei einem satzeinleitenden "aber" der Fall sein kann? Wie gehen Leser mit komplexen Interaktionen zwischen mehreren Konnektoren um, die innerhalb eines Satzes vorliegen und dabei unterschiedliche Kohärenzrelationen signalisieren können?Eine zweisprachige Untersuchung erlaubt es einerseits, deutsche und englische Konnektoren systematisch miteinander zu vergleichen, darüber hinaus weitet sie aber auch den Blick für die Analyse der Konsequenzen, die Diskursadverbiale für die Beschreibungsebene der Textstruktur haben. Bisherige empirische Untersuchungen wurden großenteils zum Englischen durchgeführt; diskursstrukturelle Faktoren sollten jedoch möglichst einzelsprachunabhängig untersucht werden, was hier durch die Gegenüberstellung unserer Erkenntnisse mit den bereits vorliegenden Resultaten zum Englischen erreicht werden soll.Darüber hinaus werden die gewonnenen Erkenntnisse auch für Arbeiten zu automatischer Textanalyse ("Text Mining") nutzbar gemacht. Dazu werden die Untersuchungsergebnisse zu Konnektoren auch als formale Lexikoneinträge aufbereitet, die dann von einem automatischen Diskurs-Parser genutzt werden können. Ein Prototyp eines solchen Systems wird im Rahmen des Projekts entwickelt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen