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Sozialer Status und Prosozialität: Eine kulturvergleichende Studie in vier ausgewählten Ländern
Antragsteller
Privatdozent Dr. Andreas Tutic
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 324311331
Seit 2010 hat die Frage, ob und inwieweit sich Statusgruppen in ihrem prosozialen Handeln unterscheiden, zunehmend Aufmerksamkeit in den Sozialwissenschaften erfahren. Allerdings ist die Forschung bisher daran gescheitert, stilisierte Fakten dahingehend zu etablieren, ob Akteure mit hohen sozialen Status mehr oder weniger prosozial handeln als Akteure mit geringen sozialen Status.Deshalb zielt dieses Projekt primär darauf ab, belastbare empirische Evidenzen zum Zusammenhang von sozialen Status und Prosozialität bereitzustellen. Zu diesem Zweck werden experimentelle Methoden in repräsentative Surveys integriert. Drei Varianten des Diktatorspiels werden eingesetzt, um drei zentrale Spielarten der Prosozialität, nämlich Altruismus, direkte und generalisierte Reziprozität, zu messen. Weil zugleich sozioökonomischer Status und subjektiver Status in den Surveys abgefragt werden, erlaubt dieses Projekt den Zusammenhang von sozialen Status und Prosozialität mit großen Fallzahlen zu untersuchen.Das zweite Ziel dieses Forschungsprojekt besteht darin, konkurrierende Theorien zur Erklärung von Prosozialität zu testen. Verhaltensökonomische Ideen zu sozialen Präferenzen, verschiedene soziologische Ansätze, in etwa Status Expectancy Theory, Austauschtheorien und die Interaktionstheorie, aber auch sozialpsychologische Konzepte zur Empathie, sozialen Identität und zum in-group bias legen eine Vielzahl an Hypothesen zum Zusammenhang von Status und Prosozialität nahe. Indem die theoretischen Determinanten von Prosozialität in den Surveys gemessen werden und die Vorhersagen zur Prosozialität mit den, in den Surveys integrierten, experimentellen Maßen prosozialen Handelns verglichen werden, ermöglicht dieses Projekt einen komparativen Test dieser theoretischen Ansätze.Schließlich untersucht dieses Projekt, ob und inwieweit der Zusammenhang von Status und Prosozialität durch kulturelle Eigenschaften bedingt ist. Die mitunter starke Divergenz in den Ergebnissen vorangehender Studien könnte durchaus auch damit erklärbar sein, dass unterschiedliche Populationen mit divergierenden kulturellen Eigenschaften untersucht wurden. Da sowohl Einstellungen bezüglich sozialer Schichtung, Status und Macht als auch prosoziales Handeln kulturell bedingt sind, ist es sehr plausibel, dass auch der Zusammenhang zwischen Status und Prosozialität zwischen kulturellen Umgebungen variiert. Um dies empirisch zu untersuchen, werden die Surveys und die darin integrierten Experimente in vier Ländern, nämlich Deutschland, USA, Schweden und Polen, durchgeführt. Diese Länder wurden aufgrund von Hofstedes quantitativen Ansatz kultureller Dimensionen ausgewählt. Schweden, Polen und die USA gleichen Deutschland jeweils in zwei von drei der relevanten Hofstede Dimensionen (power distance, individualism, masculinity) und unterscheiden sich stark von Deutschland in der dritten Dimension. Deshalb erlaubt es diese Auswahl an Ländern, die Effekte dieser drei Hofstede Dimensionen zu isolieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Ulf Liebe