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Bauprozesse und Wirtschaftsdynamiken im kaiserzeitlichen Milet. Wirtschaftshistorische und archäometrische Studie zu den Baumaterialien der Mäanderebene

Antragstellerin Natalia Toma-Kansteiner
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Paläontologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 324792715
 
Die Bauindustrie gilt im Industriezeitalter als Indikator wirtschaftlicher Entwicklung. Für die Antike ist zwar nachgewiesen, dass intensives Bauen eine Dynamik des Baumaterials, der Arbeitskräfte und des technischen Transfers entfaltet, die Erfassung der Ökonomie antiker Bauprozesse bleibt ein Forschungsdesiderat. Die Bauprozesse und -materialien des kaiserzeitlichen Milet bilden relevante Quellen für die Erfassung antiker Wirtschaftsdynamiken, die sich zudem in einer Schlüsselregion Kleinasiens entfalten, in der die Rahmenbedingungen wirtschaftlicher Aktivität von geomorphologischen Veränderungen der Mäanderebene geprägt sind. Unser Projekt stellt das steinerne Baumaterial in seiner wirtschaftlichen Funktion als knappes Gut in den Vordergrund und nutzt es als Grundlage für eine empirische Kalkulation des bauökonomischen Aufwands. Dadurch ergibt sich eine ideale Ausgangssituation für die Erfassung erstens der wirtschaftlichen Konsequenzen von Bauprozessen einer antiken Stadt auf die lokale und regionale Wirtschaft, zweitens der Strategien des ökonomischen Handels im kaiserzeitlichen Baubetrieb im Hinblick auf die lokale und regionale Beschaffung von Baumaterial sowie drittens der Organisation des kaiserzeitlichen Baubetriebs und der Dynamik der Arbeitskräfte auf lokaler und regionaler Ebene. Die Fragestellungen beziehen sich auf Forschungsdesiderate und Themen aktueller Konjunktur. Dies gilt besonders für die lückenhaften Kenntnisse der antiken Bauökonomie, vor allem für die unausgereifte Methodik der Auswertung archäologischer Daten bei wirtschaftshistorischen Fragestellungen, aber auch für die Auswertung der Bauornamentik als Quelle zum Verständnis der Bauprozesse. Hinzu kommt, dass die archäometrischen Verfahren zur Provenienzanalyse der Marmore aus der Mäanderebene derzeit Gegenstand von Forschungsdebatten sind, und eine umfassende Verknüpfung von archäometrischen Daten und archäologischen Objekten noch aussteht. Der erzielte Erkenntnisgewinn basiert auf einem interdisziplinären Ansatz, der die Methoden der Klassischen Archäologie und der Wirtschaftsarchäologie mit denen der Archäometrie sowie der GIS-gestützten Raumanalyse kombiniert. Eine bedeutende Rolle spielt dabei ein Set von vier naturwissenschaftlichen Analysen zur Marmorcharakterisierung sowie die Einrichtung der Datenbank Marble.Arch, die archäometrische Referenzdaten verwaltet und mit archäologischen Objekten verknüpft. Die Feldforschung in Milet wird innerhalb des Lizenzbereichs des DAI durchgeführt, der geologische Steinbruch-Survey erfolgt in Kooperation mit dem türkischen Geologen Prof. B. Yavuz (Izmir). Für die Marmorherkunftsbestimmung werden anerkannte Wissenschaftler aus Italien und Österreich sowie vom Deutschen Bergbaumuseum (Bochum) herangezogen. Die Verbreitung der Ergebnisse ist durch Vorberichte und eine Monographie gewährleistet. Präsentation und langfristige Sicherung der digitalen Daten erfolgt in zwei Systemen: Marble.Arch und iDAI.field.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien, Österreich, Türkei
 
 

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